Grevenbroich: Der „Heimatfresser“ liegt schwer im Magen
Ausstellung: Künstler Thomas Rolfes stellt noch bis zum 24. September in der Galerie Judith Dielämmer aus.
Grevenbroich. Er ist steinhart und er liegt schwer im Magen - der "Garzweiler Heimatfesser". Soll er auch, sagt der Künstler Thomas Rolfes, der den ungewöhnlichen Keks kreiert hat. Denn der Heimatfresser ist "Genuss mit Demut". Nicht von ungefähr erinnert die Form an einen Schaufelradbagger, ebenso wenig ist es Zufall, dass in der Zutatenliste Kohle auftaucht.
Das eigenwillige Gebäck soll daran erinnern, dass wir alle "kleine Heimatfresser" sind, wie Rolfes es ausdrückt. "Wie selbstverständlich verbrauchen wir Strom und warmes Wasser - und nehmen dafür in Kauf, dass der Tagebau eine der größten offenen Wunden in die Erde reißt und eine Landschaft zerstört, die seit Urzeiten besiedelt wird", sagt der studierte Grafik-Designer, der die Archäologie aus Einsätzen als Grabungszeichner kennt.
Eine einfache Lösung sucht man bei Rolfes vergebens. Doch er beansprucht das Recht des Künstlers, mit seinen Mitteln zu kritisieren: "Wenn ich mit meiner Arbeit Anregungen zum Nachdenken schaffe, dann ist meine Arbeit getan."
Als Denkanstoß ist auch seine aktuelle Ausstellung zu verstehen, die am Freitag in der Galerie Judith Dielämmer eröffnet wurde. Darin nähert sich Rolfes seinem Thema mit Malerei, Objektkunst und Computergrafik. Eher erahnen lässt sich sein literarischer Ansatz, der dennoch der gesamten Schau zugrunde liegt. Der weitaus größte Teil der Arbeiten zeigt Schlüsselszenen aus der "mittelalterlichen" Georgssage. Um den Helden Georg von Garzweiler geht es da, um Liebe, Verrat und Tod, um ein kohlefressendes Ungeheuer und einen prophetischen Treueschwur. Außerhalb des künstlerischen Kosmos von Thomas Rolfes ist die Georgssage allerdings unbekannt. Kein Wunder, denn er selbst ist der Dichter - schließlich wurde das Nibelungenlied auch erst Jahrhunderte nach Untergang des Burgunderreiches aufgeschrieben.
Etwa seit 2004 beschäftigt sich Rolfes mit dem auf 333 Strophen angelegten Heldenepos, hält in seinen Bildern und Objekten Schlüsselszenen fest, etwa die "Rübenlist", mit der Georg den Drachen besiegt. Es lohnt sich also, die Beschreibungen zu lesen, die zumindest einen kleinen Einblick in die komplexe Geschichte geben.
Ergänzt wird die Ausstellung durch Computergrafiken, die das Thema Tagebau in einer völlig anderen Bildsprache aufgreifen. "Störfelder" nennt Thomas Rolfes die Serie von Tagebauaufnahmen, aus denen er rechteckige Bildbereiche herausgehoben und verfremdet hat: Fremdkörper wie das Garzweiler Baggerloch in der Landschaft.
Die Ausstellung läuft bis 24. September in der Galerie Dielämmer, Öffnungszeiten Fr 18 bis 20 Uhr und nach Vereinbarung. Infos unter 20 21 81 - 6 45 30.