Grevenbroich: Die Jagd nach dem leckeren Judasohr am Holunderbusch
Mit der Volkshochschule auf Pilzexkursion im Stadtgarten.
Grevenbroich. Es ist noch früh am Sonntagmorgen, die Luft ist frisch und im Wald duftet es nach feuchtem Moos. Pilzsaison. An den Baumstämmen sprießt der Hallimasch, essbar, aber ein bisschen alt für die Küche. Ein Champignon wächst ganz in der Nähe - nur welcher? Anders als im Supermarkt gibt es in der Natur verschiedene Arten, darunter auch giftige wie den Karbolegerling.
Der rätselhafte Pilz steht auf dem Landesgartenschau-Gelände, das an diesem Morgen Ziel der Pilzexkursion der Grevenbroicher Volkshochschule ist. Das Gebiet mit seinen vielen toten Baumstämmen lohnt sich. 40 bis 50 Arten erwartet Exkursionsleiterin Regina Thebud-Lossak, darunter Speisepilze und ihre giftigen Doppelgänger, aber auch kleine Naturschönheiten ohne kulinarischen Wert. Die promovierte Biologin und hauptberufliche Managerin leitet seit über 30 Jahren Pflanzen- und Pilzexkursionen. Dafür reist sie auch gern aus ihrem Zweitwohnsitz Berlin an.
Die Pilzfans im Kreisgebiet wissen dies zu schätzen. Regina Thebud-Lossaks Exkursion in den Mühlenbusch bei Rosellerheide (VHS Neuss) war am Samstag ausgebucht, und auch die VHS-Kollegen in Grevenbroich freuen sich über viele Teilnehmer.
Die Region ist indes, anders als Berlin und Brandenburg, kein Pilzrevier - was übrigens nicht an den Pilzen liegt, sondern an der Tradition. Wie heißt es doch: "Wat dä Buer net kennt, dat frisst he net"?
Für die Jagd auf Hallimasch & Co. eigentlich gar kein schlechtes Motto. "Wenn Sie nicht sicher sind, Finger weg!", lautet der wohl einzige Tipp, den Pilz-Fachleute uneingeschränkt gelten lassen. "Die alten Faustregeln können Sie vergessen! Weder erkennt man ein giftiges Pilzgericht daran, dass sich ein Silberlöffel darin verfärbt, noch ist Schneckenfraß ein sicheres Zeichen für essbare Arten. Nur eines hilft: Pilze erkennen lernen." Aber wie? Bei dem ominösen Champignon kratzt die Biologin den Stiel unten an, bis sich die Stelle gelb verfärbt. Letzte Gewissheit gibt der dezente Krankenhausgeruch: ein giftiger Karbolegerling.
Wenige Arten sind mit einem einzigen Blick zu erkennen. Zum Beispiel das Judasohr, das an altem Holunder wächst und gut zu Wok-Gemüse passt. Nur wissen die Pilzsammler nie ganz genau, was die Natur gerade heute bereithält. Zwar gibt es im Bend Holunder ohne Ende, aber keine Judasohren. Jedenfalls nicht heute. Aber gegen Ende der Tour entdecken die Pilzsammler doch noch junge, knackige Hallimasche - einen ganzen Baumstamm voll.