Gute Chancen für Tour in Neuss

Sponsoren übernehmen die Kosten für eine Durchfahrt der Tour de France. Jetzt folgt die Bewerbung der Stadt.

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Neuss. Bürgermeister Reiner Breuer wähnt sich als Etappensieger auf dem Weg zum Gesamterfolg: Erstmals in seiner nun schon mehr als 110-jährigen Geschichte wird das größte Radrennen der Welt, die Tour de France, durch die Stadt Neuss rollen. Das Spektakel für Radsportfans und die gesamte Bürgerschaft wird am 2. Juli 2017 steigen — vermutlich zumindest. Denn seit gestern ist die Finanzierung über private Geldgeber gesichert. Bürgermeister Reiner Breuer kündigte in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vertretern der Initiative „Neuss on Tour“ an, er werde bereits am kommenden Montag das Bewerbungsschreiben an Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel übergeben: „Neuss will offizielle Partnerstadt der Tour de France werden.“

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Als vierte deutsche Stadt wird die Landeshauptstadt im nächsten Jahr nach Köln, Frankfurt und Berlin Startort sein und den Grand Départ ausrichten. Düsseldorf ist Schauplatz des Prologs am 1. Juli. Einen Tag später bei der ersten kompletten Tagesetappe bietet sich für Neuss die Chance, Durchfahrtsort zu sein, denn das Peloton wird von Düsseldorf kommend seinen ersten Sprint in Mönchengladbach fahren. Das ist sicher. Die Auswahl der Kommunen, die passiert werden, trifft die Tour-Organisation in Frankreich. Die Veröffentlichung der Streckenführung erfolgt im Oktober. Im Falle eines Zuschlags wird pro Stadt ein Bewerberentgelt in Höhe von 50 000 Euro plus Mehrwertsteuer fällig. Hinzu kommen Kosten in gleicher Höhe für Sicherheitsmaßnahmen (Konzept, Absperrungen, Gitter) und die Organisation des Aktionstages.

Die von CDU und Grünen angeführte Ratsmehrheit war nicht gewillt, mehr als 100 000 Euro aus dem Haushalt bereitzustellen, um die Tour de France nach Neuss zu holen. Das Sport-Spektakel sei willkommen, hieß es, aber für die Finanzierung müssten private Geldgeber gefunden werden. Auch städtischen Tochterunternehmen wurde die Beteiligung untersagt.

Diese Haltung ärgerte den Neusser Unternehmer David Zülow: „Wie kann man so bescheuert sein, ein sportliches Großereignis, auf das die halbe Welt schaut, an Neuss vorbeiziehen zu lassen?“ Er fand schnell Mitstreiter. Seine Mutter Jutta Zülow, deren Lebensgefährten Volker Staufert und den Geschäftsmann Thomas Koblenzer, der Motor des Handball-Drittligisten Neusser HV ist. Das Quartett gründete eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die sich gestern in einem Vertrag mit der Stadt Neuss verpflichtete, für die durch die Tour de France entstehenden Kosten gerade zu stehen. Zülow: „Bürgermeister Breuer kann guten Gewissens die Tour-Vereinbarung mit der Stadt Düsseldorf unterschreiben, ohne dass er Gefahr läuft, in der nächsten Ratssitzung verprügelt zu werden.“

Nun wollen Koblenzer, Zülow & Co. weitere Sponsoren gewinnen, um Neuss am 2. Juli 2017 ein Radsportfest für die ganze Familie zu bescheren — mit Bühnenprogramm, französischem Dorf, Großleinwänden und vielleicht einem verkaufsoffenen Sonntag — „wenn es denn der Einzelhandel will“, sagt Breuer, der der Initiative dankte und „alle, über die Parteigrenzen hinweg“ einlädt, die Tour de France für Neuss zu einem Gewinn zu machen.