Händler fürchten Kunden-Verlust

Nach dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept soll die Bahnstraße eine geänderte Verkehrsführung mit Einbahnstraßen bekommen. Die Geschäftsinhaber kritisieren, dass sie so von der Stadt abgeschnitten werden.

Foto: Tinter

Grevenbroich. Die Händler an der Bahnstraße sind sauer. Grund sind die im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) geplanten Änderungen. Größter Dorn im Auge der Gewerbetreibenden ist die geplante Einbahnstraßenregelung für die Bahnstraße.

Die sieht vor, dass auf dem Teilstück vom Ostwall bis zum Kreisel nur in diese Richtung gefahren werden darf, wer in die Gegenrichtung möchte, muss die Montzstraße nutzen. Auch auf dem Teilstück hinter dem Kreisverkehr soll es Einbahnstraßen geben: Der Verkehr soll laut Planung von der Rheydter Straße über „Platz der Deutschen Einheit“ in die Bahnstraße fließen. Entgegen der heutigen Fahrtrichtung geht es bis zur Ecke Dechant-Schütz-Straße, in die dann in relativ spitzem Winkel nach links abgebogen wird. Von dort geht es wieder auf die Rheydter Straße. Diese führt als Einbahnstraße wieder in Richtung Kreisel, nur das kleine Teilstück zwischen Kreisel und „Platz der Deutschen Einheit“ soll in beide Richtungen befahrbar sein (siehe Grafik). Radfahrer sollen die Einbahnstraßen auf der Bahnstraße und Rheydter Straße auch entgegen der Fahrtrichtung nutzen können.

Susanne Leven, Geschäftsinhaberin

Gegen diese Pläne haben die Händler nach eigenen Angaben schon protestiert, bevor sie im Mai vergangenen Jahres vorgestellt wurden. Das sagt unter anderem der Apotheker Dominik Schülgen. Er fürchtet, dass bei der geplanten Verkehrsführung Kunden ausbleiben: „Viele Rezeptkunden kommen aus nördlicher Richtung“, erklärt er. Ob diese bereit seien, einen Umweg in Kauf zu nehmen, bezweifelt Schülgen. „Für uns Geschäftsleute ist das eine Katastrophe“, stimmt auch Susanne Leven, Mitinhaberin des gleichnamigen Geschäfts für Uhren und Optik, zu. „Die können hier gerne alles schön machen“, sagt sie mit Blick auf geplante neue Bäume, aber „die Einbahnstraßenregelung ist eine Schnapsidee“.

Die Gruppe der Geschäftsleute verweist auf eine Unterschriftenliste, die im Mai 2016 an den Bürgermeister übergeben wurde. Damit hätten sie schon damals ihren Widerspruch zum Ausdruck gebracht. Außer einem dürren Schreiben, dass die Anregungen berücksichtigt würden, habe es von der Stadt keine Reaktion gegeben, bemängeln die Händler. Ebenfalls kritisieren sie, dass vorab nicht ausreichend über die Pläne für die Bahnstraße informiert worden sei.

Sie fordern einen Stopp — die Einbahnstraße soll nicht kommen. Sonst, so die Befürchtung der Geschäftsleute, werde das Viertel noch mehr beruhigt und vom Rest der Stadt abgeschnitten. „Es gibt noch ein paar alteingesessene Fachgeschäfte“, so die Händler. Wenn die Einbahnstraßenregelung komme, seien auch die bald verschwunden, fürchten sie. „Die Anwohner mögen vielleicht begeistert sein von den Plänen, die Geschäftsleute sind es nicht“, stellt Leven klar.

Stadtsprecherin Ines Hammelstein bestätigt den Eingang der Unterschriften bei der Stadt. Sie teilt mit, dass vor der Entscheidung für die Einbahnstraßenregelung, die der Rat am 29. September 2016 gefällt hat, mehrfach über die Pläne diskutiert worden sei.

Unter anderem seien sie in gemeinsamen Sitzungen des Bau- und des Planungsausschusses sowie in der internen Lenkungsgruppe ISEK Thema gewesen. Letzteres Gremium habe auch über die Eingaben gesprochen. Da der Rat am Ende mit klarer Mehrheit für die Pläne votiert habe, rechne sie nun nicht damit, dass daran noch etwas geändert werde.