Hafen leidet unter dem Bahnstreik
Allein gestern sind fünf Güterzüge ausgefallen. Die Unternehmen im Hafen klagen über die Situation.
Neuss. Der erneute Streik der Lokführergewerkschaft GdL hat gestern in Neuss zu teils heftigen wirtschaftlichen Schäden geführt. Während viele Pendler vorbereitet waren und es im Berufsverkehr nur zu einigen Staus sowie Verspätungen kam, traf der Streik den Neusser Hafen und die dortigen Unternehmen hart. Allein bis Donnerstagmittag mussten fünf Güterzüge ersatzlos gestrichen werden.
So fielen Verbindungen nach Ungarn und Italien sowie Güterzüge zu deutschen Seehäfen aus. Betroffen waren sowohl Containertransporte als auch Stückgut. „Wir konnten Stahl nicht verladen, weil Waggons fehlten“, sagte Günter Haberland, Geschäftsführer des Logistikers M. Zietzschmann, der gestern auf Lkw auswich.
Dies war der Neuss Trimodal GmbH, die einen großen Terminal im Hafen betreibt, nicht möglich. „Die Höhe des Schadens können wir zwar noch nicht beziffern“, sagte Geschäftsführer Ulrich Altmann. Dennoch sei mit Ausfällen zu rechnen. Entsprechend verärgert reagierten die Betroffenen.
Zietzschmann-Geschäftsführer Haberland forderte die Politik beispielsweise auf, „solche Erpressungsversuche“ wie den Streik der GdL zu unterbinden. Es könne nicht sein, dass kleine Gruppen die Gesellschaft lahmlegten, betonte der Unternehmer. Anderswo hielten sich die Folgen hingegen noch in Grenzen. „Die Züge in unser Werk fuhren“, sagte Thomas Geupel, Geschäftsführer von Alu Norf. Bei 3M war vom Streik ebenfalls nicht viel zu spüren. „Die Mitarbeiter kamen pünktlich“, hieß es.
Und auch im Lukaskrankenhaus blieb es ruhig. „Die Notfalltransporte liefen zum Beispiel wie gewohnt“, bilanzierte eine Sprecherin der Klinik. Das war bei den Verkehrsbetrieben wiederum anders. Weil viele Straßen zur Rushhour verstopft waren, ließen sich Verzögerungen nicht vermeiden. „Busse kamen am Morgen bis zu 20 Minuten zu spät“, sagte eine Sprecherin. Besonders betroffen waren Hauptverkehrsachsen wie die Kölner Straße. Erst gegen 9.30 Uhr normalisierte sich die Lage wieder. Die Verkehrsbetriebe hatten zuvor bereits begonnen, Sonderfahrzeuge auf einzelnen Linien einzusetzen, da mehr Pendler als sonst auf Busse umgestiegen waren.
Einen solchen Service konnte die Bahn nicht bieten. Zwar kam es am Hauptbahnhof nicht zu dem befürchteten Chaos. Gleichwohl fielen 70 Prozent der Züge der Bahn AG aus. Einige Linien wie die RB 38 von Köln nach Düsseldorf verkehrten gar nicht. Andere fuhren eingeschränkt. „Die S 11 wird im Stundentakt bedient“, sagte eine Bahnsprecherin. Nicht profitieren vom Streik konnten Taxifahrer. Ihr Geschäft lief nur schleppend, da viele Reisende erst gar nicht zum Bahnhof kamen. Einige Fahrer gaben der Stadt die Schuld, die zurzeit vor dem Bahnhof baut. „Dadurch erreichen die Kunden den Taxistand nicht“, sagte ein Fahrer. Das kann die Stadt kurzfristig nicht ändern. Allerdings stellte sich auch das Rathaus auf den Streik ein. Trotz höheren Verkehrsaufkommens gelte bei Kontrollen weiter, nicht unnötig Strafen zu verteilen. „Bei Falschparkern versuchen wir es auch in Zukunft mit Gesprächen“, sagte der für Verkehr zuständige Beigeordnete Christoph Hölters.