Ideenschmiede für die Jugend
Vor 40 Jahren wurde das Haus der Jugend eröffnet. In der kommenden Woche wird vier Tage lang gefeiert.
Neuss. Im Haus der Jugend wird in allen Ecken gearbeitet, gestrichen, dekoriert und renoviert. „Das war ohnehin fällig, aber zum Jubiläum soll es hier natürlich anständig aussehen“, sagt Leiter Holger Lehnhoff.
Vor 40 Jahren wurde das Haus am Hamtorwall von dem eigens dafür gegründeten katholischen Verein Offene Tür Neuss nach einer zehnjährigen Vorlaufzeit als erste Einrichtung ihrer Art in der Stadt eröffnet. „Das war etwas ganz Neues, zuvor fand Jugendarbeit ausschließlich in Verbänden als geschlossenes Angebot statt“, sagt Lehnhoff. Und es richtete sich anfangs auch nur an Jungen. „Die Mädchentoilette mussten wir später einbauen“, so der Sozialpädagoge, der seit 22 Jahren das Team von bis zu 15 Kräften — Hauptamtler, Haustechniker, Honorarkräfte und Ehrenamtliche — leitet.
Die Zielsetzung lag in der Schaffung eines Angebots für Jugendkultur: Konzerte, Ausstellungen oder eine Fahrradwerkstatt gehörten dazu. Mit dem Eintritt von Lehnhoff und dem Generationswechsel im Team der Hauptamtlichen verlagerten sich die Schwerpunkte. „Die Zielgruppe von damals war erwachsen geworden und die Jugendlichen der 90er Jahre hatten mit Kleinkunst, Blues und Jazz nicht viel am Hut“, erinnert sich Lehnhoff.
Das Rockfestival Neuss Now für lokale Bands wurde geschaffen. Mit dem Haus on Tour wurden auch entlegenere Stadtviertel wie am Rheinparkcenter oder aktuell das Barbaraviertel erreicht. Höhepunkte für Lehnhoff persönlich seien die Segelfreizeiten gewesen, bei denen auch erlebnispädagogische Projekte durchgeführt wurden, oder die Einweihung der Indoor-Skateranlage.
„Wichtig ist mir, dass diese Einrichtung nicht nur offen, sondern auch lebendig bleibt. Das Haus soll mit seinen vielen Angeboten eine Ideenschmiede sein, ohne dass wir hier Trends nachlaufen müssen. Die Trends bringen die Jugendlichen selbst mit. Und das sind immerhin im Schnitt 50 am Tag“, sagt Lehnhoff.
Eine Förderungseinrichtung, auf die der Leiter ebenfalls sehr stolz ist, steht jedoch auf der Kippe. Für „Die Etage“, eine Fachstelle für soziales Lernen und Konfliktlösung, ist die finanzielle Unterstützung durch eine private Stiftung ausgelaufen. Hinzu kam Ende des vergangenen Jahres die städtische Mittelkürzung um 25 000 Euro. Vor diesem Hintergrund sieht Lehnhoff die Arbeit seines Teams nicht immer genügend anerkannt: „Es wird nur nach Finanzlage, nie nach inhaltlichen Kriterien entschieden. Das schmerzt bisweilen.“