Ikea in Kaarst: Mach’s gut, altes Haus!

Im alten Ikea Kaarst wurde am Freitagabend das Licht ausgemacht. Viele Kunden kamen ein letztes Mal in die Filiale.

Kaarst. Kurz nach 20 Uhr Freitagabend war Schluss: Da machte Sabine Quentin, Einrichtungshauschefin des alten Ikea Kaarst, das Licht aus. Kurz zuvor hatte sie mit zahlreichen Mitarbeitern Spalier gestanden und die letzten Kunden per Handschlag verabschiedet. Die nächsten vier Geschäftstage ist Kaarst Ikea-los — bis am Donnerstag, 12. Oktober, das neue Haus im Gewerbegebiet Hüngert eröffnet wird. Rund 200 Kollegen — auch aus anderen Ikea-Häusern — waren bis zum Abend ins kleinste Ikea gekommen, um Abschied zu nehmen. Darunter auch Kai Pepper, der von 1995 bis 1997 Einrichtungshauschef in Kaarst war, und heute in der Zentrale in Wallau als Store Manager Competence Development tätig ist. Er packte an, wo Hilfe nötig war.

Foto: woi

Zeit, wehmütig zu werden, hatte Sabine Quentin am Freitag nicht. Dafür war der Andrang zu groß. Bereits vor Geschäftsbeginn hatte sich eine Traube von Menschen vor dem Eingang gebildet. Sie alle wollten noch das ein oder andere Schnäppchen mitnehmen. Über ein Dutzend Einweiser regelten ab dem frühen Morgen die Parkplatzsituation.

Dabei war Ikea bereits am Vormittag massiv geräumt. Aus einzelnen Kabinetten, in denen sonst bis ins letzte Detail geplante Wohnwelten aufgebaut sind, hatten Kunden nach Absprache mit Ikea-Mitarbeitern sogar die Laminatböden ausgebaut und mitgenommen. Andere Schnäppchenjäger transportierten letzte Ausstellungsstücke wie Sofas, Elektrogeräte, Porzellan, Lampen, Blumentöpfe, Bilderrahmen oder Regalböden zu den Kassen.

Dort, wo nur noch gähnende Leere herrschte, wiesen Plakate auf die Neueröffnung hin. Oder Kunden konnten sich im Karton-Curling versuchen — leere Kartons auf Möbelrollern exakt in einen markierten Kreis zu bugsieren. Dafür gab es wahlweise Eis oder Getränk. In der Markthalle fotografierte eine Mitarbeiterin all’ jene Kunden, die sich nur schweren Herzens vom alten Haus verabschieden mögen.

Ein wenig ergeht es so auch Sabine Quentin. „Seit 11. September läuft unser Abverkauf“, erzählt sie. „Und es tut schon weh zu sehen, wie es immer leerer geworden ist.“ Andererseits freue sie sich riesig aufs neue Haus: „Eine Tür geht zu, dafür geht eine neue auf. Selten hat dieser Spruch besser gepasst.“ Bereits ab Mai sei das Sortiment im alten Ikea reduziert worden. „Normalerweise hat ein Ikea-Haus etwa 10 000 Artikel“, sagt sie. „Wir hatten nur noch 3000 im Sortiment.“ Die wichtigsten Produkte — ob Teelichter, Billy-Regale oder Pax-Schränke — waren natürlich darunter. Dennoch sei viel Kreativität notwendig gewesen, um das eigentliche Ziel, für Kunden ein Einkaufserlebnis zu bieten, auch zu halten, sagte Quentin.

Die gebürtige Hamburgerin ist bereits seit 2006 im Kaarster Haus tätig — zunächst als Personalleiterin, seit Mai 2016 als dessen Chefin. Im neuen Ikea wird sie die Stellvertreterin von Stephan Laufenberg, dem neuen Store Manager, sein. Bis Ende des Jahres nutzt Ikea noch das alte Haus. Dann muss es komplett entleert sein.