Corona in Neuss Wenn das Picknick vorzeitig endet

Neuss. · Mitarbeiter des Ordnungsamtes waren im Einsatz, um zu kontrollieren, ob das Abstandsgebot eingehalten wurde.

Andreas Schneider (l.) und Dennis Kluge vom Ordnungsamt führten bei ihrer Kontroll-Tour Gespräche mit Passanten.

Foto: Andreas Woitschützke

Am Sonntag bei frühlingshaften Temperaturen und strahlend blauem Himmel hielten es viele Menschen in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr aus. Da wurde geradelt und gejoggt, als ob in Kürze ein Ausgangsverbot verhängt werden würde. Junge Leute und Senioren holten auf dem Fahrrad oder in Laufschuhen alles aus sich heraus. Die meisten Freizeitsportler beachteten aber zum Glück das Abstandsgebot. Doch viele Frischluft-Fans wussten zum Beispiel nicht, dass Grillen am Rhein verboten ist. Darauf wurden sie dann vom Ordnungsdienst der Stadt aufmerksam gemacht. Ohne zu murren wurden die Picknickkörbe wieder gepackt und die Decken eingerollt.

Dennis Kluge und Andreas Schneider, Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungs- und Servicedienstes (KSOD) starteten ihre Schicht am Sonntag um 10 Uhr am Sporthafen. Da waren bereits viele Sommerfrischler unterwegs, deutlich mehr als es am Samstag waren, wie sie mitteilten. Doch die meisten hielten den notwendigen Abstand ein. Innerhalb der ersten Dienst-Stunde gab es für das Duo vom Ordnungsamt nichts zu bemängeln. Das war aber nicht immer so: „Am Freitag haben wir in Uedesheim eine Gruppe von fünf Menschen angetroffen, die gemeinsam dem Alkohol zusprachen“, erzählt Andreas Schneider. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes stellen in solchen Fällen die Personalien fest, im Rathaus werden dann die Bußgeldbescheide gefertigt. Ein Verstoß gegen das Picknickverbot in der freien Natur wird mit 250 Euro geahndet – nicht pro Gruppe, pro Person wohlgemerkt.

Menschen kamen aus
Düsseldorf nach Neuss

Das fröhliche Quintett am Freitag hatte sogar zugegeben, wissentlich gegen das Verbot verstoßen zu haben. Da können dann auch die Ordnungsamts-Mitarbeiter einfach nur mit dem Kopf schütteln. Sandra Spahn, stellvertretende Leiterin des Ordnungsamtes, erklärt, dass keinesfalls ein Auge zugedrückt werde. Unter der Fleher Brücke wurde das Picknick am Sonntagnachmittag schnell aufgehoben. „Viele Betroffene erklärten, dass sie nichts von diesem Verbot gewusst hätten – sie hätten geglaubt, dass dieses Verbot für Zweiergruppen nicht gelten würde“, sagt Andreas Schneider. Was die beiden Ordnungshüter überrascht: Einige Menschen waren mit ihren Picknickkörben aus Düsseldorf nach Neuss gekommen mit der Begründung, dass es am Düsseldorfer Rheinufer zu voll wäre. Was Dennis Kluge und Andreas Schneider immer wieder erfreut, ist die positive Resonanz aus der Bevölkerung: „Danke, dass Sie für uns da sind, bleiben Sie gesund“, das sind aufmunternde, anerkennende Worte. Natürlich gebe es auch vor Sarkasmus nur so triefende Äußerungen, aber insgesamt zeigten die Menschen Verständnis für die Einschränkungen.

Und weil das so ist, haben Kluge und Neumann noch nie den Schlag- und Abwehrstock sowie das Pfefferspray und die Handschellen benutzen müssen bei ihren Einsätzen im Neusser Stadtgebiet. Das Ordnungsamt unternimmt seit zehn Tagen zusammen mit der Polizei Streifengänge, um die Einhaltung der Vorschriften wie das Abstandsgebot zu überwachen. „Es geht überwiegend ruhig und diszipliniert zu“, sagt Sandra Spahn. Sie ist froh, dass die meisten Menschen Verständnis für die Einschränkungen aufbringen.

Und sie hofft, dass das auch in Zukunft so bleibt, dass beispielsweise ein sonniges Osterwochenende nicht zu viele Menschen aus dem Haus locke und dass weiterhin der geforderte Sicherheitsabstand eingehalten werde. Sandra Spahn jedenfalls ist zufrieden damit, wie es derzeit läuft, gibt aber zugleich zu verstehen, dass man nicht wisse, ob das auch so bleiben werde. Auch wenn alles bestens organisiert ist und die Zusammenarbeit mit dem Rhein-Kreis Neuss bestens klappt: Im Rathaus hofft man schon, dass die Krise nicht noch weitere Monate andauert.