„Infrastruktur in den Ortsteilen muss erhalten bleiben“

Kerstin Born, Initiatorin der Facebook-Gruppe „Rettung-Hallenbad-Nievenheim“ nennt Gründe für den Bad-Erhalt.

Foto: Anja Tinter

Frau Born, wie groß ist Ihre Hoffnung auf den Erhalt des Hallenbades?

Kerstin Born: Ich sehe gute Möglichkeiten, dass die Politik auf unsere Argumente eingeht. Darüber hinaus ist der Rückhalt bei den Bürgern groß.

Nennen Sie doch mal kurz und knapp drei Gründe, die aus Ihrer Sicht für den Erhalt sprechen.

Born: Erstens sollte die Veränderung in der demografischen Entwicklung für Gesamt-Dormagen dank Zuwanderung, neuer Baugebiete und so weiter Berücksichtigung finden. Mehr Kinder, mehr junge Erwachsene, mehr Senioren bedeuten mehr Nutzergruppen. Zweitens: kürzere Wege zum nächsten Bad für Schulen, Vereine, Freizeitnutzer, dadurch deutlich mehr Netto-Schwimmzeiten; größere Flexibilität in der Nutzung beider Bäder in Dormagen und Nievenheim. Die Überbrückung von Reparaturzeiten wäre ohne Komplettverzicht auf Hallenschwimmzeit in Dormagen möglich. Drittens muss die Infrastruktur in den Ortsteilen erhalten werden. Das Hallenbad in Nievenheim ist ein Leuchtturm für die zukünftige Entwicklung des Dormagener Nordens.

Die Hoffnung ist da, aber wie realistisch ist sie? Es gibt einen Zeitplan für die Schließung samt Abriss, der dagegen spricht.

Born: Uns ist kein Zeitplan bekannt. Wenn, dann müsste hier ein Geheimpapier bestehen. Eine große Zustimmung bei den Bürgern kann von der Politik und dem Bürgermeister nicht ignoriert werden.

Was wollen Sie tun? Kommt ein neues Bürgerbegehren?

Born: Wir werden das Gespräch mit interessierten Politikern suchen. Und die Bürger informieren. Ein Bürgerbegehren wäre die Ultima Ratio.

Ist es angesichts eines unstrittigen Sanierungsbedarfs des Bades in Millionen-Euro-Höhe und knapper Finanzlage überhaupt fair, sich für den Erhalt einzusetzen?

Born: Natürlich ist das fair. Wenn, wann nicht jetzt? Die Rahmenbedingungen waren noch nie so gut, sei es gesamtwirtschaftlich, als auch hinsichtlich der Finanzierung am Finanzmarkt sowie durch Zuschüsse durch das Land Nordrhein-Westfalen, zum Beispiel. Es wäre doch einmal an der Zeit, den Bürgern zu signalisieren, dass in die für sie allgemein zugängliche Infrastruktur investiert wird. Und zwar dezentral, nah am Bürger. Was die laufenden Betriebskosten angeht, wäre ein Blick über den Zaun hilfreich und ein wenig mehr Vertrauen in die Dormagener Schwimmvereine, die mit Sicherheit gerne bereit sind, bei der Nutzung der Bäder Verantwortung zu übernehmen. So etwas spart Personal, zumindest müsste nicht aufgestockt werden. Ist es fair, 13 Millionen Euro brutto für ein Hallenbad auszugeben und damit den Erhalt des anderen zu verhindern? Alleine mit den Mehrausgaben könnte man Nievenheim erhalten.