Intendantin Bettina Jahnke verlässt das Landestheater
Die 52-Jährige will zur Spielzeit 2018/19 die Leitung des Hans-Otto-Theaters in Potsdam übernehmen.
Neuss. RLT-Intendantin Bettina Jahnke wird voraussichtlich nach der nächsten Spielzeit Neuss verlassen und die Intendanz des Hans-Otto-Theaters in Potsdam übernehmen. Die dortige Findungskommission schlägt die 52-Jährige als einzige Kandidatin für den Chefposten vor, die Politik in Potsdam muss sie noch bestätigen.
Im Neusser Kulturausschuss hatte Cornel Hüsch als neuer Vorsitzender des RLT-Trägervereins noch zuversichtlich von anstehenden Verhandlungen mit Jahnke über ihre Vertragsverlängerung gesprochen — das hat sich nun erledigt. „Es ist alles wahnsinnig schnell gegangen“, erklärt Jahnke fast ein bisschen schuldbewusst, „nach dem Kulturausschuss bin ich nach Potsdam gefahren, und schon am Tag des Gesprächs bekam ich abends um 21.30 Uhr den Anruf, dass man sich für mich ausspricht“. Damit habe sie nicht gerechnet, denn normalerweise dauere eine solche Entscheidung länger, gingen ihr mehrere Gespräche voraus, erklärt Jahnke weiter. „Ich gehe nicht, weil ich aus Neuss weg wollte“, betont sie nachdrücklich: „Ich wäre auch gern geblieben, wenn es anders gekommen wäre.“ So waren es auch private Gründe, die zu ihrer Bewerbung geführt haben. „Ich kehre wieder ein bisschen zu meinen Wurzeln zurück, in die Nähe meiner Familie und vieler Freunde“, sagt die in Rostock aufgewachsene und in Wismar geborene Regisseurin. Nur der Weg in ihr geliebtes zweites Domizil im Elsass wird dann wesentlich länger.
Mit dem Hans-Otto-Theater (HOT) wird sie ein Haus übernehmen, das zum einen in der Stadt ebenso wie im Bundesland Brandenburg etabliert ist. Zum anderen ist es ein Ein-Sparten-Haus. Das Ensemble besteht aus rund 25 Schauspielern, der Etat liegt im zweistelligen Millionenbereich. 2006 ist das HOT in einen Neubau gezogen, rund 20 bis 22 Neuproduktionen mit rund 600 Vorstellungen stehen in jeder Spielzeit an. Für Jahnke bedeutet die neue Aufgabe zweifellos einen großen Sprung nach oben. Dass sie die schnelle Entscheidung der Findungskommission mit den Worten „Das ist doch der Hammer!“ kommentiert und zugibt, „ganz beglückt“ zu sein, wundert also nicht. Gleichzeitig strahlt die Berufung auch ein bisschen nach Neuss aus, denn letztlich hat sie in Potsdam mit ihrer Neusser Arbeit gepunktet.
Jahnke soll das Potsdamer Haus mit der Spielzeit 2018/19 übernehmen, war dann neun Jahre am RLT, müsste allerdings ein Jahr früher aus ihrem Neusser Vertrag entlassen werden. Cornel Hüsch, der gerade vier Monate im Amt ist, wird es demnach gleich zu Anfang mit einer großen Aufgabe zu tun haben.
Einerseits bedauert Cornel Hüsch den Weggang von Jahnke sehr, andererseits kann er ihren Entschluss auch nachvollziehen, nach neun Jahren neue Herausforderungen an einem wesentlich größeren Stadttheater anzunehmen. Er werde mit dem Vorstand direkt nach Ostern das weitere Vorgehen über die Neubesetzung abstimmen, sagt er, und die Bildung einer Findungskommission vorschlagen. „Auf jeden Fall werde ich auch den Vorsitz dieser Kommission führen“, betont Cornel Hüsch.