Jahnstadion in Neuss: Startprobleme in der Werkstatt

Das Stuttgarter Institut für kooperative Planung und Sportentwicklung (IKPS) ist mit der Leitung des Werkstattverfahrens zur Umgestaltung des Jahnstadions beauftragt. Bürger kritisieren: Planungsgebiet und Vorgaben sind nicht eindeutig.

Neuss. Finstere Mienen, ratloses Kopfschütteln und verständnisloses Achselzucken - was die Stadtverwaltung als Chance zur Einbringung individueller Ideen der Bürger begriffen hatte, stieß bei dem Großteil der rund 100 Besucher der Auftaktveranstaltung des Werkstattverfahrens auf Unmut.

Anwohner und Mitglieder der Bürgerinitiative "Rettet das Jahnstadion" und selbst einzelne Vertreter aus der Politik machten deutlich, dass sie große Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit des Verfahrens haben.

Das Stuttgarter Institut für kooperative Planung und Sportentwicklung (IKPS) ist mit der Leitung des Werkstattverfahrens zur Umgestaltung des Jahnstadions beauftragt.

Die Verwaltung wolle sich bei der Entwicklung eines Modells zurücknehmen, versicherte Sportdezernent Horst Ferfers. Eine 30-köpfige Planungsgruppe aus Vertretern von Politik, Wirtschaft, der betroffenen Vereine, Schulen und der Bürgerinitiative soll in kleinen Arbeitsgruppen nach und nach eigene Raumskizzen erstellen - und schließlich zu einem Konsens gelangen.

Die letzte Entscheidung treffe allerdings der Rat, so Ferfers. Und der werde auch erst dann das finanzielle Budget bestimmen. "Wer sagt denn, dass die Ideen auch umgesetzt werden können, wenn kein finanzieller Rahmen vorgegeben wird?", fragte SPD-Fraktionschef Reiner Breuer daraufhin.

Das Gefühl, dass der zweite Schritt vor dem ersten gemacht werde, hatte auch Anwohnerin Gabriele Blodau: "Die Ideen, von denen unentwegt gesprochen wird, werden durch den Ratsbeschluss doch schon beschnitten."

Offen könne das Verfahren schließlich nicht sein, da der Rahmen durch den Ratsbeschluss mit dem geplanten Bau des TG-Zentrums vorgegeben worden sei. Man wisse nicht, auf welchen Bereich des Jahnstadions sich das Werkstattverfahren beziehe. "Es hört sich so an, als könnten wir jetzt frei drauflos spinnen", hieß es irritiert aus den Besucherreihen.

"Das Werkstattverfahren bezieht sich auf das gesamte Gelände", stellte Horst Ferfers klar. Die Verwaltung müsse sich zwar an den Ratsbeschluss halten, die Planungsgruppe sei jedoch in ihren Ideen frei und solle erst einmal keine Einschränkungen berücksichtigen.

Kritik gab es auch zu den Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung: Anwohner, die keiner Interessengruppe angehören, wollten schließlich auch in die Planungen integriert werden.

"Es ist zwingend erforderlich, dass Kommunalpolitiker und Verwaltung, organisierte Interessenvertreter der Sportverbände es auch zulassen, dass Anwohner, Sportler und sachkundige Bürger paritätisch an dem Verfahren teilnehmen", so ein Vertreter der Bürgerinitiative. Wetterich von der IKPS dazu: "Wir einigen uns darauf, dass stellvertretend zwei Anwohner der Planungsgruppe beitreten."

Die nächsten Treffen der Planungsgruppe finden am 17. Juni - dann soll auch eine Begehung stattfinden - am 26. August, 29. September und schließlich am 4. November statt.