Jugend bemängelt City-Angebot

In Grevenbroich gibt es keine Filialen von angesagten Restaurant-Ketten. Und auch der ÖPNV reicht vielen nicht aus.

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Grevenbroich. Feierabendmarkt, City-Herbst oder Wirtefest: Seitens der Stadt oder in Eigenregie wird versucht, die Innenstadt nach Geschäftsschluss zu revitalisieren. Wirklich durchschlagende Konzepte aber gibt es bislang nicht, die vom Citymanagement realisierten Einzelhandels- und Gastronomiereports sollen bei der Weiterbelebung entscheidende Wegweiser sein. „Markttransparenz“ wolle man schaffen, sagte Citymanager Wolfgang Haensch über den Gastro-Report. Aber reicht eine solche „Bestandsaufnahme für alle Interessierten“, wie Rathaussprecher Robert Jordan den Report nennt? Alle Betroffenen und Beteiligten bekommen „Hinweise, die gegebenenfalls zur Ergreifung von Maßnahmen anregen“, sagt der Rathaussprecher. „Ob und wann daraus konkrete Maßnahmen erfolgen, bleibt abzuwarten.“

„Aber das ist doch ein Witz! Dafür bezahlen wir das Citymanagement?, ärgert sich Soziologe Claus Schäfer über Kosten, deren entsprechende Mittel im Haushalt bereitgestellt werden. Zur konkreten Höhe macht die Stadt keine Angaben. „Um diese Erkenntnis zu erhalten, beschäftigt man ein Unternehmen und zahlt Geld dafür? Dass Angebote fehlen, kann man hier schon seit Jahren nachlesen“, pflichtet Heinz Dolfen bei.

Aber nicht nur ältere Mitbürger klagen über den Zustand „tote Hose“ in der Stadt. Vor allem junge Leute klagen, „in Grevenbroich ist nichts los. Es fehlt das Angebot an bewährten und bekannten Lokalen“, wie Madeline Schreiber erklärt. Die 17-Jährige sagt, „nach dem Eisessen ist hier Schluss. „Die Restaurants, die es gibt, sind keine Ketten und deshalb viel zu teuer“, findet Melike Keskin (16). „Es gibt hier immer mehr Bäckereien und Juweliere. Aber nichts, wohin es mich nach der Schule oder am Wochenende hinzieht“.

Ein Lösungsvorschlag: „Einen Magneten in die Stadt holen, der jüngeres Publikum anzieht.“ Lokale wie „Extrablatt“ oder „Vapiano“ sind auch deshalb „cool, weil man dort Schüler von anderen Schulen trifft“.

Und weil die Teenager das, was sie mögen, vor Ort nicht finden, pendeln sie in Nachbarstädte, wo es die Lieblingslokale gibt. „In Neuss oder Düsseldorf trifft man viele Gleichaltrige“, außerdem „können dort schöne Shopping-Bummel unternommen werden. Man kann also den ganzen Tag dort verbringen“, resümiert Madeline Schreiber. „Entsprechend wäre es aber erforderlich, dass öffentliche Verkehrsmittel abends länger fahren“, ohne Führerschein sind die jungen Leute auf Busse angewiesen. „Und der letzte Bus aus Grevenbroich fährt ungefähr um 20 Uhr.“

Für die erträumten chilligen Cafés oder Kneipen zu sorgen, ist nicht leicht, weil dafür Immobilienbesitzer und Betreiber mitspielen müssen. Dass der Jugendrat der Stadt als Teil des Jugendförderplans verschiedene Konzepte - unter anderem soll ein Jugendpark entstehen — entwickelt, hat sich noch nicht herumgesprochen. „Von Angeboten in der Feuerwache habe ich noch nie gehört, geben Melike Keskin und Madline Schreiber freimütig zu.