Welche Rolle Terrorangst bei Schulfahrten spielt
Dormagen. Theodor Lindner hat das Thema vor wenigen Tagen in einem Elternbrief aufgegriffen. „Wir glauben, dass Studien- und Freizeitfahrten ein fester Bestandteil unseres Schulprogrammes bleiben sollten, auch in Zeiten, in denen so manchen die Sorge um die Sicherheit beschleicht“, schreibt der Schulleiter des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums (BvA) vor dem Hintergrund sich häufender Terroranschläge — gerade in Metropolen wie Berlin, Paris und London, die gerne zum Ziel von Touren gewählt werden.
Eltern hätten ihre Sorgen kundgetan, in der Regel aber mit dem Wunsch, dass die Fahrt stattfinden solle, berichtet Lindner: „Wir reagieren so darauf, dass die Teams der begleitenden Lehrerinnen und Lehrer Maßnahmen vorsehen und kommunizieren, die die Sicherheit maximieren.“
Dazu gehöre auch, bestimmte Orte und Verkehrsmittel zu vermeiden. „In London etwa fokussieren wir uns bei Transportmöglichkeiten nicht mehr auf die U-Bahn“, sagt Lindner. Auch gehe keine Schülergruppe ohne Handy los; alle Mitreisenden hätten für Notfälle die Handynummer des Lehrers. Grundsätzlich werde niemand gezwungen, mit in eine Metropole wie London zu fahren. Teilweise werde bereits auf andere Ziele ausgewichen.
Am Leibniz-Gymnasium bestimmen bei den klassischen Studienfahrten die Fachschaften das Ziel. Eine Voraussetzung: „Das Programm muss allgemeinbildend sein“, erklärt Schulleiter Herbert Kremer. Heißt etwa für Englisch: Studienfahrten sollten auf die Britischen Inseln führen. Innnerhalb dieses Rahmens jedoch hätten die Lehrer freie Hand bei der Wahl des genauen Ziels.
Neben den verpflichtenden Studienfahrten gibt es am Leibniz jahrgangsübergreifende Touren, in denen stärker das Miteinander im Vordergrund steht. „Da sind wir vorsichtiger geworden und letztens nicht nach London, sondern nach Brighton gefahren“, so Kremer. Das bedeute aber nicht, dass dies für die Zukunft abschließend so entschieden sei. Und: „Nach Berlin fahren wir sowieso weiterhin. Ich bin der Meinung, dass ein Abiturient die deutsche Hauptstadt kennengelernt haben sollte, bevor er die Schule verlässt.“
Einen Königsweg gebe es nicht, da sind sich Lindner und Kremer mit ihren Kollegen Johannes Gillrath vom Norbert-Gymnasium Knechtsteden (NGK) und Alfons Lommerzheim, kommissarischer Leiter der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule (BvS), einig. Absolute Sicherheit herrsche nirgends, so der Tenor. „Bestimmte Ziele für Fahrten zu verbieten, finde ich problematisch. Da müsste man im Grunde alle Großstädte weglassen“, sagt Gillrath. Am NGK wird meist ein England-Ziel angesteuert, aber auch Hamburg, Barcelona, Rom und Kroatien stehen und standen auf dem Reiseplan. Am BvS, wo Spanien zu den Favoriten gehört, habe in den vergangenen beiden Jahren ohnehin keine Schulfahrt in eine Metropole geführt, so Lommerzheim.