Politik diskutiert über Wildbrücke

Eine Brücke oder ein Tunnel könnten Tieren ein sicheres Kreuzen der L 280 im Knechtstedener Wald ermöglichen.

Dormagen. Das Thema steht seit langem im Raum, und im Prinzip ist auch niemand ernsthaft dagegen. Bislang scheiterte die Einrichtung einer Wildbrücke im Knechtstedener Wald letztlich am fehlenden Geld. Ob das auch beim erneuten Anlauf so sein wird, der jetzt im Planungs- und Umweltausschuss gestartet wurde?

Die Politiker äußerten sich trotz einiger Bedenken unter dem Strich positiv, einen entsprechenden Beschluss trafen sie indes nicht, sondern vertagten das Thema mit dem Auftrag an die Verwaltung, Fördertöpfe für die Finanzierung des Projekts ausfindig zu machen. Im Raum stehen mögliche Kosten in Höhe von zwei Millionen Euro.

Konkret geht es um die Knechtstedener Straße, die als L 280 von Delhoven durch den Wald nach Anstel führt. Nach Angaben des Hegrings Dormagen hat es im Zeitraum von 1977 bis 2011 fast 160 Dammwild-Tiere gegeben, die dort angefahren worden sind, ohne Reh- und Schwarzwild. Aktuellere Zahlen der Kreispolizei zeigen eine weniger dramatische Situation: „Von Januar 2015 bis heute hat es auf der L 280 in diesem Bereich neun Wildunfälle gegeben“, sagt Polizeisprecher Helmut Batz. Bei allen wurde kein Autofahrer verletzt.

Das Problem ist, dass das Waldnaturschutzgebiet Knechtstedener Wald, das aus Mühlenbusch, Straberger Wald und Chorbusch besteht und 1200 Hektar groß ist, in der Mitte von der Landstraße in zwei Teile getrennt wird. „Ein Überqueren kleinerer landgebundener Tierarten wird fast unmöglich, das Wechseln größerer Arten ist nur mit Gefahr und unter Verlusten möglich“, äußert der Hegering Dormagen. Er schlägt seit geraumer Zeit im Bereich des wieder wasserführenden Knechtstedener Grabens die Errichtung einer Wildunterführung vor. Der Hegering weist zudem auf Folgendes hin: „Im neuen Bundesnaturschutzgesetz ist die Errichtung eines Biotopverbundes verpflichtend festgelegt. Dazu gehören auch entsprechende Verbindungselemente wie Grünbrücken oder Wildunterführungen.“

An der L 280 ist ein „Tunnel“ vorhanden, der in Wahrheit eine im Querschnitt anderthalb Meter große Röhre ist. Dort ließe sich eine Unterführung ausbauen, allerdings ist, so merkt es der Hegering an, eine Durchgangshöhe von fünf Metern nötig, damit sie von Tieren akzeptiert wird.

Die Verwaltung sagt, dass der Bau eines Brückenbauwerks mit einer solchen Durchgangshöhe inklusive Rampen „eine massive Beeinträchtigung des Landschaftsbildes darstellen würde“. In der politischen Diskussion kam Zustimmung für eine „Wildbrücke“ unter anderem von SPD und Grünen. Sonja Kockartz-Müller sprach von einem „aus ökologischer Sicht schönen Projekt“. Grünen-Sprecher Martin Pehe wies darauf hin, dass der Wildwechsel auf festen Routen erfolge, daher der Straßenrand eingezäunt werden müsse, um die Tiere zu lenken. Dies sei mit hohen Kosten verbunden. „Eine Tunnellösung gefällt uns besser als eine Brücke.“ Bürgermeister Erik Lierenfeld, der erklärte, dass Straßen NRW keine Kosten übernehme wolle, erhoffte sich ein „klares Votum“ für weitere Finanz-Gespräche. Das gab es jedoch nicht.

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