Jugendschutz im Liegestuhl

Feiern ohne Alkohol macht Spaß. Das ist die Botschaft für junge Leute rund um das Stadtfest.

Kaarst. "Komm gucken": Mit grüner Schrift auf violettem Hintergrund wirbt die Stadt auf Postkarten für ihre Aktion "Three Days for YOU". Englisch ist hip. Denn es sollen gezielt die jungen Kaarster, vor allem die unter 16 Jahren angesprochen werden.

"Aktiver Jugendschutz spielt in Kaarst eine große Rolle", sagt Ute Schnur, Leiterin des Jugendamtes, und verweist auf die Aktionskampagne "Ja klar!", die im September ihren Höhepunkt erreicht.

"Erfreulich ist, dass der Trend gestoppt ist und immer mehr Jugendliche Alkohol konsumieren. Es ist aber festzustellen, dass vor allem immer mehr Mädchen beim so genannten ,Komasaufen’ mitmachen und mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus geliefert werden", weiß Uschi Baum (CDU), Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses.

Ein Blick auf die bundesweite Statistik belegt das. Während es im Jahr 2000 etwa 9500 stationäre Aufnahmen von schwerst alkoholisierten Jugendlichen gab, waren es 2007 mehr als 23165 Fälle.

Ein Baustein des Präventionsprojektes der Stadt ist die mittlerweile sechste "U16"-Party für unter 16-Jährige, die am Freitag, 4.September, von 18 bis 22 Uhr im Albert-Einstein-Forum gefeiert wird. Für zwei Euro gibt es noch Karten in den Jugendfreizeitzentren und in den Schulen.

"Mittlerweile wird das Konzept der Party auch in anderen Städten kopiert, das freut uns sehr", sagt Martina Bläser vom Jugendamt. Die Idee dahinter: Die jungen Kaarster feiern ganz ohne Alkohol. "Bislang war jede Party mit 600Gästen ausverkauft. Mit dem Erfolg haben wir anfangs nicht gerechnet", sagt Bläser.

Regelmäßig kontrolliert die Stadt gezielt auf Festen die Einhaltung des Jugendschutzes. "In einem Jahr haben wir vier Jugendliche wegen Alkoholvergiftung in ein Krankenhaus bringen müssen", sagt Schnur. Für Kaarst Total gibt es eine Premiere: Auf der "You(th) Area" wird den jungen Leute Spaß, Unterhaltung und auch Hilfe angeboten.

"Es geht nicht darum, den Alkohol zu verteufeln, sondern um den Unterschied zwischen Trinken und Saufen - und natürlich auch um die Einhaltung des Jugendschutzes", sagt Baum.

"Je früher eine kritische Haltung gegenüber illegalen und legalen Suchtmitteln entsteht, desto größer ist die Chance, später keine Suchterkrankung zu entwickeln", erläutert Michael Weege von der Caritas-Suchtkrankenhilfe.

Die Einrichtung ist als Partner der Stadt auf der Wiese neben der Kirche St. Martinus und Maubisstraße mit ihrem "Prevent-Mobil" vertreten. Dort können junge Leute Freunde treffen, alkoholfreie Cocktails im Liegestuhl schlürfen oder einen Rauschbrillen-Parcours absolvieren.