Jury zeichnet die Stadt Neuss als fahrradfreundlich aus

Die Bewerbung um die Aufnahme in die AGFS war im zweiten Anlauf erfolgreich. Die Jury erkannte viele Stärken, aber auch Schwächen.

Foto: Bretz

Neuss. Das Ringen um die Öffnung der Bergheimer Straße Richtung Innenstadt für Radfahrer war umstritten, nun könnte die im Werkstattverfahren gefundene Lösung „auch auf nationaler Ebene durchaus eine Vorbildfunktion bekommen“. Davon ist Peter London vom Landesverkehrsministerium überzeugt, der dafür auf dem Bewertungsbogen für die Aufnahme in die „Arbeitsgemeinschaft der fußgänger- und fahrradfreundlichen Städte“ (AGFS) einen Pluspunkt vermerkte. Es blieb nicht der einzige.

Am Ende der ganztägigen Bereisung durch eine Expertenkommission waren es gestern sogar so viele, dass die Juroren nach nur 20-minütiger Beratung zu dem einstimmigen, wie Peter Hilser als Chef der Auswahlkommission betonte, Beschluss kamen, dem Verkehrsminister die Aufnahme von Neuss in den Kreis der AGFS-Kommunen zu empfehlen.

Im zweiten Anlauf ist Neuss nun da angelangt, wo es nach Ansicht von Heribert Adamsky vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) schon vor Jahren hätte sein können. Sein ADFC hatte Politik und Verwaltung immer ermuntert, sich um die Aufnahme zu bemühen. Gestern setzte er gleich neue Impulse: Der Anteil der Radfahrer im Nahverkehr (Modal Split) sollte von derzeit zwölf auf 25 Prozent angehoben werden. Das klang forsch, doch nahm Bürgermeister Reiner Breuer den Ball auf: 20 Prozent bis zum Jahr 2020 müssten machbar sein. Denn die Radverkehrsinfrastruktur ist gut, bestätigte ihm Planungsdezernent Christoph Hölters: „Es gibt keine Staus auf Rad- und Gehwegen. Da ist Platz“.

Die Auswahlkommission, die von Dieter Hilser, dem Vorsitzenden des Landesverkehrsausschusses, angeführt wurde, bestätigte diese positive Selbsteinschätzung. Sie wertete die Radstation und den geplanten Radschnellweg nach Monheim als „echtes Pfund“, lobte die von der Politik initiierte „Aufbruchstimmung“ für den Radverkehr, die Anstrengungen der Stadt in Sachen Barrierefreiheit und Verkehrssicherheit. Und selbst Kleinigkeiten wie die Fahrradboxen am S-Bahnhof in Norf entgingen der Jury nicht. Aber ihr fiel genauso auf, dass etliche Sackgassen noch für Radfahrer und Fußgänger durchlässig gemacht oder Einbahnstraßen auch in Gegenrichtung geöffnet werden könnten. „Wir möchten Ihnen dazu Mut zusprechen“, sagte London, der sich auch eine andere Öffentlichkeitsarbeit für die Alltagsradler wünscht.

Für Breuer, der sich den ganzen Tag für die Auswahlkommission Zeit genommen hatte und damit für die Neusser Bewerbung noch ein Extrasternchen einheimste, waren das keine Minuspunkte, sondern Verbesserungsvorschläge. „Die Aufnahme in die AGFS ist kein Testat, sondern ein Ansporn, noch mehr zu tun.“ Breuer kündigte an, 2017 in Neuss zu einem Jahr der Fahrradmobilität machen zu wollen. Und er will darauf drängen, dass die Werbetrommel für das Thema verstärkt in den Schulen gerührt wird. Das seien die Radfahrer der Zukunft, sagte er.