Kaarst: CDU wählt Nienhaus zur Bürgermeisterkandidatin
Die 59-Jährige tritt bei der Bürgermeisterwahl gegen den Bündnis-Kandidaten Christian Gaumitz an.
Kaarst. Die Mitglieder der CDU haben sich entschieden: für die größere Verwaltungs- und Führungserfahrung und für eine historische Zäsur. Mit Ulrike Nienhaus schicken die Christdemokraten erstmals eine Frau ins Rennen um den Chefposten im Kaarster Rathaus.
Die promovierte Geologin, die derzeit bei der Bezirksregierung Düsseldorf eine etwa 560 Mitarbeiter starke Abteilung leitet und seit 2003 Vorsitzende des Verbandes der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) in Kaarst ist, erhielt am Freitagabend bei der Aufstellungsversammlung in der Aula des Georg-Büchner-Gymnasiums 125 von insgesamt 172 gültigen Stimmen. 47 CDU-Mitglieder hätten lieber den selbstständigen Rechtsanwalt und dreifachen Familienvater Ulrich Orlinski als Herausforderer des von SPD, Grünen, FDP, Zentrum und UWG unterstützten Bürgermeisterkandidaten Christian Gaumitz (35) gesehen.
Der 46-Jährige, der im Januar — jedenfalls aus externer Sicht — als Überraschungskandidat präsentiert wurde, erzielte damit einen Achtungserfolg. Die Unterstützung von CDU-Partei- und Fraktionschef Lars Christoph hatte Orlinski von Beginn an nicht, und auch die mitgliederstarke und damit mächtige Junge Union (JU) sprach sich bereits Anfang der Woche für Ulrike Nienhaus als „klare Favoritin“ aus. Ulrich Orlinski zeigte sich trotzdem kämpferisch. „Das, was wir heute hier erleben, ist politischer Wettbewerb in Reinkultur“, hatte er zu Beginn seiner Bewerbungsrede erklärt.
Dabei, betonte Orlinski, solle es erstrangig nicht um persönliche Interessen gehen. Schließlich sei die Bürgermeisterwahl am 13. September eine für die CDU eminent wichtige Wahl. Als Wahlkämpfer, als Beisitzer in Stadtverbandsvorstand und als Mitglied im Schulausschuss habe er die politische Arbeit von unten aus gelernt. „Das“, sagte Orlinski, der damit auf die berufsbedingt fehlende politische Erfahrung seiner Konkurrentin abzielte, „sind die Erfahrungen, die Sie brauchen, wenn Sie Kommunalpolitik verstehen wollen. Wir werden sehr wahrscheinlich in einen Wahlkampf ziehen, der vonseiten des Fünfer-Bündnisses sehr emotional und mit dem Bild der Erneuerung geführt wird.“ An dieser Stelle, so der 46-Jährige, laufe die CDU Gefahr, abgehängt zu werden, „wenn wir nicht auch auf einen moderaten Generationenwechsel setzen.“ Die große Mehrheit der anwesenden Mitglieder will das aber offenbar nicht. Sie entschied sich für die Frau, die als Abteilungsleiterin bei der Bezirksregierung bereits Erfahrung mit schwierig zu vermittelnden Themen gesammelt hat. Als Bürgermeisterin, sagte Nienhaus, seien ihr einige Themen besonders wichtig. Die Schulentwicklung zum Beispiel, die Stadtentwicklung — auch im Hinblick auf den demografischen Wandel — und die Flüchtlingssituation.
Die Frage aus dem Publikum, wie lange sie das Bürgermeisteramt ausüben wolle, beantwortete die 59-Jährige schließlich so: „Ich fühle mich kräftig und gesund, mein Mann unterstützt mich — zwei Wahlperioden sollten möglich sein. Eine Wahlperiode würde auch nicht reichen, um all das umzusetzen, was ich vorhabe.“