Kaarst: Gaspreise - "Angekündigte Preissenkung mutiert zum Aprilscherz”

Über 200 Kunden der Stadtwerke Kaarst sind am Dienstagabend der Einladung der Bürgerinitiative "Fairer Gaspreis für Kaarst” gefolgt und zu einer Podiumsdiskussion in den Bischofshof gekommen.

Kaarst. Am Dienstagabend hat die Bürgerinitiative "Fairer Gaspreis für Kaarst” zu einer Podiumsdiskussion in den Bischofshof in Holzbüttgen eingeladen. Über 200 Kunden der Stadtwerke folgten der Gesprächsrunde, an der Rechtsanwältin Leonara Holling, der Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher, Aribert Peters, UWG-Fraktionsvorsitzender Norbert Drüeke, Robert Begerau (Grüne), Finanzbereichsleiter der Stadt, Peter Panitz, der Geschäftsführer der Stadtwerke Kaarst (SWK), Markus Barczik und SWK-Vertriebsleiter Stefan Pruss teilnahmen. Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Andreas Vollmert.Der Sprecher der Bürgeriniative, Siegfried Lautenschläger, führte zunächst in das Thema ein. Er informierte die Zuhörer, dass die SWK zum 1. April ihre
Tarifstruktur ändert. Die "FixTarife” und der Tarif "ErdgasMaxi” entfallen.
Den neuen Gas-Tarif "Best” gibt es aber nur gegen eine erneute
Vertragsunterschrift. Dadurch werde das Widerspruchsrecht des Verbrauchers eingeschränkt. "Ab 1. April ändern sich auch die Preise. Der Preis für das Gas sinkt um bis zu elf Prozent, gleichzeitig steigt der Grundpreis, also der Preis für die Bereitstellung des Gases um bis zu 43 Prozent. Bei gleichbleibendem Verbrauch wird dadurch der Endpreis meiner Jahresabrechnung 2007 vor Umsatzsteuer gegenüber der Jahresabrechnung 2006 um sieben Prozent höher ausfallen”, erklärt Siegfried Lautenschläger, Sprecher der Bürgerinitiative "Fairer Gaspreis für Kaarst”. "Die angekündigte massive Preissenkung der Gaspreise zum 1. April mutiert zum Aprilscherz”, so Lautenschläger.

Der Sprecher der Initiative rechnete vor, dass sich die Gaspreise seit 2000 um 80 Prozent erhöht hätten. "Die Gewinne der Stadtwerke liegen über eine Million Euro, die Stadt verdient jährlich durch den Gewinn und die Konzessionsabgaben rund 775000 Euro an den Stadtwerken.” Kämmerer Peter Panitz erläutert dazu, dass das Geld wie alle anderen Steuern und Abgaben in den Haushalt der Stadt einfließt. "Sie sorgen auch dafür, dass nicht zusätzliche Abgaben erhoben werden.”

Besonders die neue Tarifstruktur führt zum Unmut bei den Kunden. Während der SWK-Vertriebsleiter die neuen Tarife mit dem Anreiz, Energie einzusparen verteidigt, widerspricht ihm Aribert Peters: "Sie betreiben ein Verwirrspiel. Denn das Gegenteil ist der Fall: Umso niedriger der Grundpreis, um so mehr wird gespart. Denn dann muss der Kunde tatsächlich nur das verbrauchte Gas bezahlen.”
Weiterer Streitpunkt ist die Offenlegung der Kalkulation der Stadtwerke Kaarst. "Das können wir nicht, weil wir damit unseren Wettbewerbern Vorteile verschaffen”, sagte Pruss. Ein unabhängiger Gutachter habe den Stadtwerken aber bestätigt, dass das Unternehmen die Preise gerechtfertigt an den Bezugskosten angepasst habe. "Gutachter können aber nur die Zahlen überprüfen, die sie bekommen”, wirft Rechtsanwältin Holling ein.

Energie-Experte Peters und Anwältin Holling raten: "Akzeptieren Sie die Preise nicht, legen Sie Widerspruch ein. Kürzen Sie die Rechnungen, bis ein Gericht den gerechtfertigten Preis ermittelt. Sie müssen keine Angst haben,
dass der Gashahn abgedreht wird.”
Für Peters haben die Proteste der Kunden erste Erfolge gebracht: "Die Versorgungswirtschaft hat bereits die Margen gesenkt. Aber es ist doch so, dass sie gar kein Interesse haben, günstiger einzukaufen. Denn wenn die Bezugskosten steigen, wird die an die Kunden einfach abgewälzt.” Zu der neuen Tarifstruktur rät Rechtsanwältin Holling: "Verträge sind einzuhalten, bestehen Sie auf Ihren alten Vertrag.”