Kaarst: Letzte Six-Day-Night für Hempel
Die großen Namen fehlten, dennoch war auch die zehnte Auflage im Sportforum ein Erfolg.
Kaarst. "Wir haben unser Ziel erreicht. Wir wollten zehn Jahre dabei sein und hatten die ganze Welt hier", sagte Udo Hempel im Sportforum. Am Freitagabend verkündete der Veranstalter offiziell, dass es mit ihm keine weitere Six-Day-Night in Büttgen mehr geben werde.
Zum Abschied hatte Hempel das umfangreichste Sportprogramm der vergangenen Jahre auf die Beine gestellt. Neben den üblichen Rennen nach Sechs-Tage-Prinzip wurden ein großer Ladies Cup und erstmals ein Europa-Cup im Paracycling ausgetragen. Dafür erstreckten sich die Wettkämpfe über zwei Tage.
Der Hauptwettkampf mit der Finaljagd um den Großen Preis der Stadt Kaarst bot Spannung bis zur letzten Runde. Hier gab das Duo Lars Teutenberg/Alexander Aeschbach noch einmal richtig Gas und konnte Leif Lampater und Christian Grasmann ein- und überholen. Dritte wurden die Brüder Michael und Christoph Schweizer.
Viel Aufmerksamkeit zog auch Max Stahr auf sich. "Er hat sich super toll geschlagen. Er ist ein großes Talent für die kommenden Jahre", lobte Udo Hempel den 19-Jährigen, der seine Ausbildung beim VfR Büttgen erhielt.
Viel Respekt unter Zuschauern und Veranstaltern verdienten sich die Athleten im Paracycling. Für die Sportler aus 16 Nationen galt es, wichtige Punkte für die Qualifikation zu den Paralympics 2012 in London zu sammeln.
Der Engländer Jody Cundy ließ dabei sogar ehemalige Weltmeister staunen, als er die 1.000 Meter in 1:07 Minute fuhr. "Der hätte uns mit dieser Zeit in den 70er Jahren fast 30 Meter abgenommen", staunte Udo Hempel über den Mann mit einem Karbonbein.
Das gesamte englische Team bewies bei seinem Auftritt im Sportforum hohe Professionalität. Der Gastgeber der Olympischen Spiele 2012 reiste mit einem großen Betreuerstab an und zeigte, wer in zwei Jahren viele Medaillen gewinnen möchte. Beim ihrem Auftritt im Olympischen Sprint blieb auch Lars Teutenberg die Spucke weg: "Wir Profis hätten gegen diese Engländer keine Chance."
Die zehnte Auflage der Six-Day-Night schrieb auch viele Geschichten am Rande der Wettkämpfe. Ein Amerikaner benötigte für die Einstufung seines Behindertengrads einen "Qualifier" (Gutachter). Der für die USA Zuständige lebte aber 6.000 Kilometer entfernt von ihm. Also wurde ein "Qualifier" in Hamburg ausfindig gemacht. "Der Amerikaner flog von San Diego nach Düsseldorf, fuhr mit dem Zug nach Hamburg und stand Freitagmorgen mit großen Augen vor mir", erzählte Udo Hempel.
Emotional wurde es bei den Damen. Tränenreich verabschiedeten sie ihre Kollegin Nina Köhn. Die Fahrerin bestritt in Büttgen die letzten Rennen ihrer Sportkarriere. Außerdem wurde der Liane-Bahler-Pokal gestiftet. Die Namenspatin startete einige Male im Sportforum, bis sie 2007 auf dem Weg zum Giro d’Italia tödlich verunglückte. Ihre Mutter übergab den Pokal am Freitagabend persönlich.