Kaarster Nachtbummel steht auf der Kippe
Die ISG funktioniert derzeit nicht so, wie sie sollte. Astrid Panitz legte Vorsitz nieder.
Kaarst. Als es um die Wahl des Vorsitzenden ging, war die Stimmung bei der Mitgliederversammlung der Immobilien- und Standortgemeinschaft Kaarst-Mitte (ISG) ein bisschen wie bei einer Klassenpflegschaftssitzung: Schweigen und verstohlene Blicke aller Anwesenden, wer sich wohl erbarmt. Das tat niemand — und so ist die ISG derzeit ohne Vorsitzenden.
Zuvor hatte Astrid Panitz dieses Amt niedergelegt und ihrem Unmut Luft gemacht: „Obwohl die ISG 31 Mitglieder hat, sind nur zwölf Einzelhändler dabei — und das bei über 80 Händlern“, ärgerte sie sich. In den vergangenen Wochen habe sie sich vergeblich um neue Mitglieder bemüht. Selbst auf den Brandbrief von Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus folgte keine Reaktion. Nur ihr Vorgänger im Amt, Stephan Schwartz, habe sie angerufen. Auch die anderen Mitglieder beklagten eine gewisse „Ignoranz“ bei Neuwerbungen.
Ohne eine funktionierende ISG stehen aber Veranstaltungen wie Oster-, Mai- und Weihnachtsmarkt auf der Kippe. Und ohne diese Märkte gibt es keine verkaufsoffenen Sonntage — denn „erst das Event, dann die Sonntagsöffnung“, sagte Dieter Güsgen, der als Stadtmarketing-Leiter die Sitzung begleitete. Schon jetzt bangt die ISG um die vierte Auflage des erfolgreichen „Kaarster Nachtbummels“ am 12. Juli: Dessen Finanzierung ist derzeit nicht gesichert. Das führte zu dem Vorschlag, die „Kaarster Sternstunden“ wegfallen und lieber den Nachtbummel als „Solitärveranstaltung“ stattfinden zu lassen. Güsgen hielt dagegen, dass ein verkaufsoffener Adventssonntag in der Innenstadt schon Sinn mache. „Denn nur so können wir die Menschen überzeugen, ihre Einkäufe auch in Zukunft bei uns zu tätigen“, ergänzte Panitz beinahe beschwörend.
Die Notwendigkeit einer ISG hatte zuvor Andree Haack, Geschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, auf Einladung von Dieter Güsgen in schonungslosen Worten aufgezeigt. „Ohne eine funktionierende Werbegemeinschaft ist der Einzelhandel in Kaarst ohne Chance“, sagte er. Durch schlechte Entwicklung der Reallöhne und eine höhere Teuerungsrate erlebe der Markt weniger Umsatz. Discounter, Fachmärkte und der Online-Handel stellen eine zusätzliche Bedrohung dar. Ein Standort sei wichtiger als ein einzelnes Geschäft: „Urbanität ist das einzige konkurrenzfähige Mittel gegen das Netz“, so seine Botschaft. Denn der Online-Handel nutze die Schwäche des örtlichen Handels aus. Eine ISG dürfe nicht an persönlichen Eitelkeiten scheitern, lautete sein eindringlicher Appell.
Als großer Hemmschuh wird auch die Zweiteilung von ISG und der Werbegemeinschaft Rathaus-Arkaden empfunden. Um hier eine Einheit zu erreichen, schlug Güsgen die Aufnahme der Werbegemeinschaft als Gesamtheit in die ISG vor — quasi als „juristische Person“. Neue Mitglieder sollen per „Thekengepräch“ akquiriert werden. Aber es gab auch Lichtblicke: Die Versammlung war gut besucht — und mit Michael Lorenz und Stephan Schwartz fanden sich am Schluss doch noch zwei neue Beisitzer. Claudia Op‘t Eynde und Beate Hömburg standen nicht mehr zur Verfügung und wurden ebenso wie Astrid Panitz mit Dank verabschiedet.
Nun führt der zweite Vorsitzende Heinrich Küpper kommissarisch die Geschäfte. Bei der nächsten Versammlung in drei Monaten gibt es hoffentlich neue Mitglieder — und jemanden, der bereit ist, den Vorsitz zu übernehmen. „Sonst wird die ISG zum Jahresende eingestampft“, warnte Panitz.