Kein Rotschlamm im Kreis
Beide Standorte in Neuss und Grevenbroich raffinieren kein Bauxit.
Neuss/ Grevenbroich. Ein neuer Auffangdamm soll in West-Ungarn den Ort Kolontar vor einer möglichen zweiten Schlammlawine schützen. Acht Menschen waren vor einer Woche getötet und 150 weitere verletzt worden, nachdem das Auffangbecken einer Aluminiumproduktion geborsten war und sich der schwermetallhaltige Rotschlamm über die Dörfer ergossen hatte.
Unmöglich ist Ähnliches in Grevenbroich und Neuss, den beiden großen Standorten von Aluminiumproduktion und Verarbeitung. "Rotschlamm fällt weder im Hydro-Rheinwerk in Grevenbroich noch bei Alunorf in Neuss an", sagt Hydro-Sprecher Michael Peter Steffen.
Der schwer belastete Schlamm entsteht ausschließlich bei der erstmaligen Aluminiumproduktion aus dem Rohstoff Bauxit. Der wird mittels Natronlauge zu Aluminiumoxid raffiniert, als Restprodukt bleibt der belastete Rotschlamm. In einem weiteren Produktionsschritt wird dann dem Aluminiumoxid der Sauerstoff entzogen.
Das geschieht in Hütten wie dem Hydro-Rheinwerk, Deutschlands größter Aluminiumhütte. Bis zu 230.000 Tonnen Flüssigmetall pro Jahr wurden hier erzeugt; seit dem Frühjahr ist die Produktion drastisch auf 50.000 Tonnen heruntergefahren. In der integrierten Gießerei werden jährlich fast 400.000 Tonnen hochwertiger Aluminium-Walzbarren hergestellt. In der Produktion steigt der Recyclinganteil deutlich.
Direkt "nebenan" wird das Aluminium weiterverarbeitet: Alunorf in Neuss, zu 50 Prozent in Hydro-Besitz, ist das weltgrößte Aluminiumwalzwerk und die weltgrößte Aluminiumgießerei. Aus den Walzbarren werden bis zu 1,4 Millionen Tonnen Aluminiumband.
Dieses Band geht direkt an die Kunden oder wird im Werk noch zu hauchdünnen Folien weiter gewalzt. Im Neusser Werk hat Hydro vor knapp einem Jahr das Recyclingzentrum eröffnet, das 50.000 Tonnen Aluminium pro Jahr umschmilzt.
Auf dem Sektor der gewalzten Aluminium-Halbzeuge stellt Alunorf nach eigenen Angaben mit mehr als 1,3 Millionen Tonnen im Jahr etwa zwei Drittel der Kapazität in Deutschland.