Kinder frieren in Gesamtschule
In der Jahrgangsstufe fünf der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule wird die vorgeschriebene Temperatur nicht eingehalten.
Grevenbroich. Der Förderverein der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule hat bereits Radiatoren angeschafft, damit das Lernen in den fünften Klassen erträglicher wird. Doch auch mit Hilfe der kleinen Heizöfchen gelingt es nicht, die vorgeschriebene Raumtemperatur von 20 Grad zu erreichen. Es ist deutlich kälter in den Klassen. Und weil es nächste Woche draußen noch frostiger werden soll, hat Dagmar Mitze den betroffenen Eltern vorsorglich einen Brief geschrieben. Darin weist die Schulleiterin darauf hin, dass es gut möglich sei, dass die Kinder der fünften Jahrgangsstufe ab Montag nach Hause geschickt werden könnten. Morgens soll die aktuelle Raumtemperatur gemessen, danach entschieden werden.
In den Klassen, die sich im Obergeschoss des sogenannten „Hauses der Kinder“ befinden, ist es deutlich zu kalt, beklagen Eltern. „Bereits seit Ende November messen wir regelmäßig die Raumtemperatur“, schildert Nicole Biel, die Klassenpflegschaftsvorsitzende der 5/2a ist. „Es wurden durchgehend Werte zwischen 16 und 18 Grad ermittelt.“ Es gab aber auch Ausreißer noch weiter nach unten. Am 11. Dezember seien 14,8 Grad, gestern 14,6 Grad gemessen worden. „Viel zu kalt, um vernünftig zu lernen“, meint Jochen Fels, Vater einer Gesamtschülerin. Was ihn ärgere: Es sei schon lange bekannt, dass das Gebäude isoliert werden müsse. Die Leitung der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule sei sehr bemüht, diesen Missstand zu beheben — aber: „Von Seiten der Stadt bewegt sich leider nichts.“ Zwar sei mit der Sanierung der Altbau-Klassen begonnen worden, doch aus der zuletzt für Sommer 2017 avisierten Fertigstellung sei nichts geworden. „Die Kinder sitzen immer noch in einer halben Baustelle“, schildert Jochen Fels.
Die Fenster in dem Gebäude seien undicht, an manchen Decken seien die Dämmungen herausgerissen worden, die Schüler müssten teils auf nackte Betonwände blicken, aus denen Kabel heraushängen, berichtet Mutter Mechthilde Jakobs, die sich im Frühstücksdienst der Schule engagiert. Im Winter sei es in den Klassen zu kalt, im Sommer zu heiß. Und das alles sei im Rathaus längst bekannt — „doch irgendwie tut sich nichts“, so Jakobs. Das sei bedauerlich, da die Kollwitz-Gesamtschule einen ausgezeichneten Ruf genieße.
Um aktuell für warme Räume zu sorgen, werden seit gestern die Klassenzimmer auch nachts geheizt, teilte Stadtsprecher Robert Jordan mit. Das aus Energiespargründen übliche Absenken der Heizkörper in den Nachtstunden entfalle damit. Zudem würden unter Aufsicht der Hausmeister zusätzliche Radiatoren aufgestellt. Die Frage, ob damit auf jeden Fall der Unterricht am Montag stattfinden kann, wollte Jordan aber nicht beantworten.
Nach Darstellung der Stadt ist die Heizung im „Haus der Kinder“ technisch in Ordnung. „Das Problem liegt an der mangelnden Isolierung des Gebäudes“, sagt Robert Jordan. „Deren Verbesserung ist geplant, konnte aber noch nicht vollzogen werden.“ Zu den Gründen wollte sich der Rathaussprecher nicht äußern. Überhaupt hielt sich die Stadtverwaltung in Sachen Käthe-Kollwitz-Schule gestern recht bedeckt. Nachdem die Brandschutzsanierung im betroffenen Gebäude abgeschlossen wurde, soll im Sommer die Digitalisierung der Klassen beginnen. Da diese Arbeiten nicht bei laufendem Betrieb erledigt werden können, sollen die zwölf Klassen der Jahrgangsstufen fünf, sechs und sieben in die ehemalige Realschule an der Bergheimer Straße umsiedeln. Zurzeit werden deren Gebäude wegen der Phenolsanierung an der Parkstraße noch von Schülern der Wilhelm-von-Humboldt-Gesamtschule genutzt. Ob bei dieser Gelegenheit die Fassade des „Hauses der Kinder“ saniert werden kann, ist angesichts einer angeblich siebenstelligen Summe noch offen.