Brandstifter: Die Feuerwehr half bei den Ermittlungen

Die Wehrleitung hat die Polizei durch die Weiterleitung von Einsatzplänen unterstützt. Ins Visier wurden wohl auch unschuldige Wehrleute und Angehörige genommen.

Foto: Archiv

Nordstadt. Die Polizei war den Further Brandstiftern schon früher auf der Spur als bislang bekannt. Denn noch bevor sie am 22. November das Phantombild eines Verdächtigen veröffentlichten, ahnten die Fahnder offenbar, dass der oder die Täter bei der Feuerwehr zu suchen sind. Die Wehrführung wurde eingebunden und hatte Anteil daran, dass Anfang Februar drei junge Männer im Alter von 19, 21 und 22 Jahren festgenommen werden konnten, die seit Oktober 14 Brände gelegt haben sollen. Bei denen gingen 30 Autos in Flammen auf. Schaden: zwei Millionen Euro.

Am 21. November verlangte die Polizei von der Wehrführung, dass unverzüglich Einsatzpersonallisten bereitgestellt werden. Damit begann die Zusammenarbeit. Als tags drauf das Phantombild des Verdächtigen erschien und sich sofort die Hinweise häuften, dass dieses Bild einem Mann vom Löschzug ähnlich sähe, wies die Wehrleitung Löschzugführer Wolfgang Thuir an, diesen Mann unverzüglich zur Polizei zu schicken. Der erschien dort in Begleitung eines weiteren der nun Tatverdächtigen, wurde sechs Stunden vernommen und erkennungsdienstlich behandelt. Sein Handy wurde drei Wochen einbehalten.

Die Polizei observierte in den Folgewochen die Wohnung der drei inzwischen Festgenommenen. „Nach Übungsabenden und nach Einsätzen wurden viele unbeteiligte Feuerwehrangehörige durchsucht, befragt und überwacht“, berichtete Ordnungsdezernent Holger Lachmann im Hauptausschuss. Auch auf dem Weg zur Arbeit seien Feuerwehrangehörige durch Zivilstreifen der Polizei angehalten und durchsucht worden. Die Wehr stellte bis zum Ende der Brandserie im Januar immer wieder Personallisten und Einsatzberichte zur Verfügung — und setzte im Dezember einen Übungsabend zum Thema „Brandstifter“ an. Die drei jungen Männer hätten sich an den Gruppenarbeiten beteiligt und dargestellt, wie rufschädigend das wäre, so Lachmann.

Holger Lachmann, Ordnungsdezernent

Als am 2. Februar die Festnahme erfolgte, war das für die Verantwortlichen trotzdem ein Schock. „Ein Schlag ins Kontor“, sagt Bürgermeister Reiner Breuer. Lachmann ergänzt: Er sei vor allem über die Verletzung der Kameradschaft erschüttert, denn die mutmaßlichen Brandstifter hätten Feuerwehreinsätze provoziert und so ihre Kameraden in gefährliche Situationen gebracht. Sie wurden nach ihrer Festnahme vom Dienst suspendiert, ein Disziplinarverfahren angestrengt.

„Wir arbeiten das auf und analysieren die Frage, wie man so etwas künftig verhindern kann“, sagt Lachmann. Dazu gehört nicht nur, dass die polizeilichen Führungszeugnisse, die Bewerber für den Dienst in der Feuerwehr vorlegen müssen, künftig genauestens unter die Lupe genommen werden. Vielmehr werde man sich auch ansehen, wie sich der Bewerber in Gruppen verhält und einbringt, sagte er.

Die Frage der Politik, ob der Löschzug Furth — die jüngste Einheit der Freiwilligen Feuerwehr — nun besonders beobachtet würde, verneinte Lachmann, „Wir behandeln alle Löschzüge gleich.“ Erst recht, weil LZ 19 nur Tage nach den Festnahmen bei einem Einsatz an der Brahmstraße seine Einsatzbereitschaft beweisen konnte. -nau