Kirche bietet Kultur zum Feierabendmarkt

Ab 21 Uhr, zum Ende des Marktes, sollen mit der „KultUhrZeit“ Besucher angelockt werden.

Foto: W. Piel

Grevenbroich. Vom Feierabendmarkt, der sich im Sommer im 14-tägigen Rhythmus vor „seiner“ Kirche abspielt, ist Kaplan Florian Ganslmeier begeistert. „Gut gelauntes Publikum, eine tolle Atmosphäre — insgesamt eine fantastische Veranstaltung“, fasst der 38-Jährige zusammen. Aus Sicht des Geistlichen gibt es aber ein gewaltiges Manko. „Wenn vor dem Portal viele Hundert Menschen feiern, ist unsere Kirche geschlossen. Das kann doch wohl nicht wahr sein“, sagt Ganslmeier. Das will er nun ändern.

Der Kaplan hat sich mit dem Kirchenmusiker Sven Morche (45) zusammengesetzt und einen Plan geschmiedet, wie sich die Pfarre St. Peter und Paul künftig aktiv am Feierabendmarkt beteiligen kann. Herausgekommen ist eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel „KultUhrZeit 21.00“. Das Vorhaben: Sobald die Foodtrucks auf dem Markt ihre Küchen schließen, will die Kirche ein Anschlussprogramm bieten. „Viele Leute verweilen auch nach 21 Uhr noch auf dem Marktplatz — die wollen wir für unsere Aktion gewinnen“, sagt Florian Ganslmeier.

Geplant sind weder Gottesdienste noch Andachten, vielmehr soll es ein bunt gemischtes kulturelles Angebot geben. „Mal Chorgesang, mal Instrumentalmusik, mal Lesungen“ — wir sind da ganz flexibel“, meint Sven Morche. Zur Premiere am kommenden Mittwoch, 28. Juni, wird der Chor „Horizont“ in St. Peter und Paul auftreten. „Eine gute halbe Stunde lang trägt er traditionelle und moderne Stücke aus seinem Gospelprogramm vor“, sagt der Kirchenmusiker.

Für die „KultUhrZeit“ beim übernächsten Feierabendmarkt gibt es bislang nur eine grobe Planung. „Kurz vor den Ferien wollen wir den Abend unter das Thema ,Reisezeiten/Zeitreisen“ stellen“, sagt Ganslmeier.

Ob es dabei Literarisch oder Musikalisch zugehen wird, ist noch nicht sicher. „Wir planen noch“, meint der Kaplan. Überhaupt will er gemeinsam mit Morche eher spontan reagieren und sich auf die Neigungen des Publikums einstellen. „Wir sind sehr gespannt, wie die Leute auf unser Experiment reagieren und welche Resonanz wir erhalten“, meint Ganslmeier.

Nicht Abschotten, sondern die Türen weit öffnen — das ist das Motto des Vorhabens. „Die Kirche steht mitten in der Stadt, mitten im Geschehen — und da darf sie bei Veranstaltungen wie den Feierabendmärkten nicht geschlossen sein“, sagt der Kaplan.

Er hofft nun darauf, dass möglichst viele Besucher das kulturelle Angebot — das sich ausdrücklich nicht nur an Christen richtet — annehmen werden. Was Ganslmeier und Morche gleichermaßen Mut macht, sind die Nächte der offenen Kirche und die Evensongs, die in St. Peter und Paul veranstaltet und gut angenommen werden. „Möglicherweise erleben wir mit der ,KultUhrZeit’ eine ähnliche Resonanz“, hofft der Kaplan.

Mit der ersten Auflage steigt die Pfarre St. Peter und Paul inoffiziell in ihr Geburtstagsprogramm ein, das am Sonntag, 2. Juli, gefeiert wird. Anlass: Die Pfarrkirche wurde vor nunmehr 115 Jahren ihrer Bestimmung übergeben. „Seit dieser Zeit prägt sie die Mitte unserer Stadt“, sagt Ganslmeier. Mit Aktionen wie der „KultUhrZeit“ will er unter Beweis stellen, dass das Gotteshaus nicht nur ein Denkmal, „sondern durchaus ,up to date’ ist“.