Klatt warnt vor dem Außenseiter

In der 3. Handball-Liga spielt der Spitzenreiter Neusser HV heute gegen Korschenbroich. Bayer Dormagen empfängt GWD Minden II.

Foto: Michael Jäger

Neuss. Eindeutiger könnten die Kräfteverhältnisse kaum verteilt sein vor dem ersten Lokalduell der Rückrunde in der 3. Handball-Liga West: Hier der Neusser HV, der die Tabelle anführt und als einziger deutscher Klub in den höchsten drei Handball-Ligen noch keine Niederlage hat einstecken müssen, da der TV Korschenbroich, der sich mit extrem ausgedünntem Kader verzweifelt gegen das Abrutschen in die Abstiegszone wehrt.

Trotzdem warnt Ceven Klatt vor der Partie, die heute um 19 Uhr in der Hammfeldhalle angepfiffen wird, vor den Gästen: „Sicher ist der TVK aufgrund seiner personellen Probleme momentan nicht in der besten Verfassung“, sagt der Neusser Trainer, „aber es ist ein Lokalderby. Und in denen ist immer alles möglich.“

Deshalb gilt für ihn die Devise, die er unter der Woche auch an seine Spieler weitergegeben hat: „Wir müssen diese Aufgabe sehr ernst nehmen. Die Korschenbroicher werden alles versuchen, um sich so teuer wie möglich zu verkaufen.“ Genau das hat sein Kollege auch vor: „Neuss einen oder gar zwei Punkte wegzunehmen, das wird extrem schwer“, sagt Ronny Rogawska, „für uns geht es in erster Linie darum, eine gute Leistung abzuliefern.“ Zu welchem Ergebnis die führe, müsse man abwarten.

Vor allem dürfe seine Mannschaft nicht in die Fehler aus dem mit 26:36 verlorenen Hinspiel verfallen. „Wir müssen über 60 Minuten diszipliniert spielen, vorne wie hinten“, sagt Rogawska. Denn für ihn steht fest: „Du darfst gegen Neuss keine Bälle verlieren, zum Beispiel durch unkontrollierte Würfe. Das nutzen die mit ihrer starken ersten und zweiten Welle gnadenlos aus.“

Das Geheimnis des Neusser Erfolges fasst er in zwei Worten zusammen: Daniel Pankofer. „Er macht den entscheidenden Unterschied zur letzten Saison aus“, sagt Rogawska über den vom Zweitligisten VfL Bad Schwartau gekommenen Mittelmann, „er ist der Kopf der Mannschaft, mit seiner riesigen Erfahrung sagt er, wo es lang geht.“ Zweiter Erfolgsgarant ist der Innenblock der Deckung. „Heider Thomas und Bennet Johnen spielen schon so lange zusammen, die verstehen sich blind.“ Alles Gründe, warum die morgigen Gastgeber in seinen Augen die besseren Karten im Aufstiegsrennen besitzen.

Das jedoch, betont NHV-Trainer Klatt, sei Zukunftsmusik. „Die Saison ist lang und ohne Pause kräftezehrend. Da kann noch viel passieren“, sagt er. Trotzdem lehnt er sich so weit aus dem Fenster, um zu sagen: „Ich wage zu behaupten: Wir geben keine fünf, sechs Punkte ab.“

Gegen den TVK hat Klatt zwei Zähler fest eingeplant. „Das muss unser Anspruch sein. Allein schon, wenn ich die Breite unseres Kaders im Vergleich zu dem des TVK sehe“, sagt der Trainer. Freilich wird sich Rogawska morgen auf der Bank nicht ganz so einsam fühlen wie zuletzt, als ihm in Peer Pütz nur ein Auswechselspieler zur Verfügung stand. Henrik Schiffmann, Antoine Baup und Torhüter Felix Krüger sollen ins Aufgebot zurückkehren. „Ob es zu mehr als Kurzeinsätzen reicht, müssen wir sehen“, sagt der TVK-Trainer. Sein Kollege Klatt muss auf Niklas Weis und möglicherweise Christopher Klasmann verzichten, „aber es sind noch genügend andere da“.

Bayer Dormagen empfängt derweil heute um 19 Uhr im TSV-Sportcenter die Zweitvertretung von GWD Minden. Dabei müssen die Gastgeber auf Lukas Stutzke, Eloy Morante Maldonado, Lars Jagieniak und Torhüter Janis Boieck verzichten. Sie treten mit der A-Jugend auswärts zum Spitzenspiel gegen Minden an. „Wir wollen der A-Jugend nicht die Chance verbauen, um die Deutsche Meisterschaft zu spielen“, sagt Spielertrainer Alexander Koke.

Für ihn werden die Personalprobleme dadurch aber größer. Schließlich muss er im linken Rückraum auf den krankgeschriebenen Max Bettin und zwischen den Pfosten auf den an der Leiste verletzten Sven Bartmann verzichten. „Wir müssen jetzt das Beste aus dieser Situation machen“, sagt Koke.

Er hofft auf den Reservisten-Effekt: „Vielleicht nutzen ja jetzt die Spieler ihre Chance, die zuletzt nicht so im Rampenlicht standen.“ Trotzdem macht er kein Hehl daraus, dass die Besetzung im Rückraum mit gerade mal drei Spielern (Ian Hüter, Jonathan Eisenkrätzer, Kevin-Christopher Brüren) schon ein bisschen schmalbrüstig geraten ist. Bliebe noch Koke selbst, der aber zuletzt auf der Bank blieb.