Wohnungen in die Pfadfinder-Zentrale

Das alte Krankenhaus in Holzheim steht seit Monaten zum Verkauf. Bis jetzt ohne Ergebnis. Öffentliche Fördergelder und Änderungen beim Stellplatznachweis machen den „Kasten“ jetzt interessant. Der Bauverein jedenfalls verhandelt.

Foto: Stadtarchiv

Neuss. Für die Analysten der Wohnungswirtschaft hat das alte Holzheimer Krankenhaus das Zeug zum Ladenhüter. Viel Nutzfläche auf einem kleinen Grundstück — das schafft ein Parkplatzproblem. Doch weil das Landesbaugesetz das Thema Stellplatzablöse gerade für öffentlich geförderte Wohnbauvorhaben geändert hat, wird der alte „Kasten“ interessant. Auch die Geschäftsführung des Neusser Bauvereins hat deshalb den Rechenschieber herausgeholt und verhandelt mit der Immobilienabteilung der Sparkasse über einen Ankauf.

Dirk Reimann, Vorstand des Neusser Bauvereins

Bürgermeister Reiner Breuer gab dazu als Aufsichtsratsvorsitzender den Anstoß. Er spricht angesichts der zentralen Lage in Holzheim von einer spannenden Immobilie, die für Wohnzwecke geeignet sei. Breuer denkt an erschwingliche Wohnungen im Segment des öffentlich geförderten Wohnungsbaus. Aber das wäre nur eine Variante.

Das alte Krankenhaus gehört seit 1987 der Deutschen Pfadinderschaft Sankt Georg (DPSG), die in dem Komplex ihr Bundesamt als zentrale Service- und Verwaltungsstelle eingerichtet hat. Inzwischen ist das Haus zu groß für diese Zwecke. Denn die Bundesleitung, dank moderner Kommunikationstechnik nicht mehr an einen Ort gebunden, ist immer seltener in den Holzheimer Büros anzutreffen. Und das Geschäft des Rüsthauses, dem Outdoor-Ausrüster des Verbandes, verlagert sich immer mehr ins Internet. Im vergangenen Jahr wurde deshalb der Verkauf beschlossen. Bis Ende 2017, so erklärt Nico Frass von der DPSG-Bundesgeschäftsführung, sollte das Haus in Holzheim eigentlich geräumt sein. Ob der Zeitplan noch zu halten ist?

Dirk Reimann, Vorstand des Neusser Bauvereins, gibt zu, dass die städtische Wohnungsbaugesellschaft die Pfadfinder-Zentrale nicht gerade attraktiv fand. Der Kaufpreis von 2,3 Millionen Euro entspräche dem 54-fachen der derzeit zu erzielenden, jährlichen Miteinnahmen. Zum Renditeobjekt taugt das Krankenhaus also momentan nicht. Aber fehlender Wohnraum in Zeiten weiter steigender Flüchtlingszahlen diktiert andere Prioritäten.

„Wir sind nicht die Flüchtlingsprofis“, sagt Reimann. Aber würde man das Haus für diese Zwecke herrichten, könnten nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz bewilligte Gelder in Anspruch genommen werden. Vorteil: Das Land gewährt einen Tilgungsnachlass von derzeit 35 Prozent. Nachteil: Der Bauverein wäre 20 Jahre an eine solche Nutzung gebunden. Ein Umbau im Bestand nach dem Wohnbauförderungsgesetz könnte eine Alternative sein. Auch dabei wäre der Bauverein an Vorgaben gebunden — nicht zuletzt im Punkt Wohnungsgrößen. Die Parkplätze aber wären kein Problem mehr, weil das Prinzip „Ein Stellplatz pro Wohnung“ aufgeweicht wurde. Reimann findet das nachvollziehbar, weil selbst 40 Euro monatlich für Menschen, die auf eine Mietbeihilfe angewiesen sind, nicht zu bezahlen ist. Und der Kreis weigert sich, Stellplatzkosten anzuerkennen. Folge: Der teure Parkplatz bleibt leer.