Kraftanstrengung Kita-Ausbau

Noch fehlen 500 Plätze für Kinder unter drei Jahren. Unsicherheit bei der Landesförderung hemmt Fortgang.

Neuss. Der Countdown läuft. Nur noch ein gutes Jahr, und alle Eltern haben einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für ihr Kind, auch wenn es noch nicht drei Jahre alt ist. Wieviel Mütter, Väter, Eltern diesen Anspruch tatsächlich anmelden werden, ist unklar. Das Land geht von gut 30 Prozent aus. In Neuss, so hat es die Politik beschlossen, soll zum 1. August 2013 ein Versorgungsgrad für diese U 3-Kinder von 43 Prozent sichergestellt sein.

Wie das zu erreichen sein wird, zeigt die jährliche Fortschreibung des Kindergarten-Bedarfsplans der Stadt. Am Donnerstag legte ihn Sozialdezernent Stefan Hahn vor.

Demnach gibt es zum Beginn des neuen Kindergartenjahrs am 1. August 1011 Plätze für Kinder unter drei Jahren, genauer: für U 3-Kinder „geeignete“ Plätze. Die sind allerdings zum Teil von Kindern über drei Jahren belegt, die bereits seit einigen Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Platz haben. Mit diesen gut 1000 Plätzen erreicht die Stadt im Sommer einen Versorgungsgrad von 32,1 Prozent.

Schwerpunkt der vergangenen Jahre war der Umbau bestehender Einrichtungen zur U-3-Nutzung, nun aber müssten verstärkt Neubauten errichtet werden, sagt Hahn. So entstehen derzeit Einrichtungen in Allerheiligen und im Barbaraviertel. Und im Neusser Norden, wo die Lücke mit einem Versorgungsgrad von nur 10 Prozent besonders groß ist, prüft die Verwaltung drei städtische Grundstücke auf ihre Tauglichkeit.

500 Plätze, so hat es die Verwaltung errechnet, müssen zusätzlich geschaffen werden, um das Ziel einer Versorgung von 43 Prozent für U-3-Kinder zu erreichen. Probleme gibt es immer wieder bei der Finanzierung. Verstärkt wird das durch die Auflösung des Landtags: Wann die nächste Charge an Landesmitteln auf die schon gestellten Förderanträge zu erwarten ist, weiß niemand. Hahn deutet an, dass ein Neubauprojekt derzeit auf Eis liegt, „das Geld ist nicht da. Wir hängen einfach in der Luft.“

Hahn lässt keinen Zweifel: Der Ausbau der U 3-Plätze sei sinnvoll, ebenso der Rechtsanspruch auf einen Platz. Trotz der Bekundungen in Bund und Land aber werde der Betrieb für die Kommunen immer teurer. Die Betriebsausgaben für die Kitas beliefen sich 2010 auf 33 Millionen Euro, erwartet werden von Jahr zu Jahr Steigerungen von etwa 2 Millionen Euro.

Die Einnahmen durch Elternbeiträge oder Landesförderung abgezogen, bleibt dennoch mehr die Hälfte dieser Kosten bei der Stadt. Stefan Hahn ist sicher: Der Ausbau der Kita-Plätze für die Unter-Dreijährigen wird auf Jahre zur großen finanziellen Herausforderung der Stadt. Für die Über-Dreijährigen übrigens ist die Lage entspannt: Hier ist ein Versorgungsgrad von gut 100 Prozent sichergestellt.