Keine Neuauflage des Public Viewing

Ein viertes Event wird es wegen des finanziellen Risikos nicht geben.

Neuss. Wenn am 8. Juni das polnische und griechische Team zum Eröffnungsspiel der Fußball-EM in Warschau auflaufen, ist im Globe an der Rennbahn Macbeth zu sehen, gespielt von Icarus Theatre Collective aus London. Einen Tag zuvor hat das Shakespeare-Festival begonnen. Was sofort verdeutlicht: Ein Public Viewing wie beim unvergessenen „Sommermärchen“ des Jahres 2006 und zwei Jahre später bei der EM sowie zur WM 2010 wird keine Neuauflage erfahren.

Das allerdings liegt nicht an der Shakespeare-Konkurrenz. Peter Rebig, Chef von Neuss Marketing und Hausherr an der Rennbahn, erklärt: Ein solches jetzt korrekt Public TV genanntes Event habe keine Chance mehr; „es sei denn hoch gesponsert wie auf der Fanmeile in Berlin.“ Zu hoch sei das finanzielle Risiko, zu groß sind die Unwägbarkeiten, wie es denn im Turnierverlauf weitergeht.

Aus öffentlichen Kassen, stellt Rebig klar, sei eine solche Aktion nicht zu bezahlen. Also müssten Sponsoren her — und Gastronomen, die das Risiko eingehen, vielleicht zu verdienen oder auf einem hohen Restbetrag sitzen zu bleiben. So erging es den Gastronomen und Organisatoren des Public Viewing bei der WM vor zwei Jahren, angeblich blieb ein Defizit von 250 000 Euro.

Dabei hatte es doch so schön begonnen an der Rennbahn. Die WZ schrieb unmittelbar vor dem WM-Endspiel am 10. Juli 2006 über die vorläufige Bilanz: „Einschließlich des grandiosen Spiels um Platz 3 kamen 62 000 Fußballfans. Die Erwartungen vor einem Jahr: 30 000 Gäste. Allein am Samstag waren es 7000, die das Spiel sahen und bis 2 Uhr feierten. Mit dem Endspiel dürfte die 70 000er-Marke fast erreicht werden.“ Die Kosten damals lagen bei knapp 400 000 Euro, trotz des Andrangs blieb eine finanzielle Lücke — die trug die Stadt.

Auch zur EM zwei Jahre darauf stemmte die Stadt mit Sponsoren das Event und übernahm 50 000 Euro der geschätzten Kosten von 250 000 Euro. 2010 zur WM in Südafrika wurde es dann nochmal eine Nummer kleiner, aber auch auf dem umgestalteten Gelände mit dem neuen Rennbahngebäude gab es noch eine 23 Quadratmeter große LED-Leinwand.

Auf die 4. Auflage des Public Viewing an der Rennbahn werden die Fans vergebens setzen. Rebig verweist zum einen auf die Vorrunde. „Drei Spiele für Deutschland, dazwischen kommt kein Mensch.“ Dazu die hohen Kosten für die technischen Anlagen, Security, Kontrollen, „da findet sich kein Sponsor“. Seit Jahren gingen diese Veranstaltungen kaputt.

Rebig, selbst ausgewiesener Fußball-Fan, nimmt die Absage gelassen. So kämen die Gastronomen noch mehr zum Zug, „und die Getränkehändler freut’s.“