Kreisleitstelle: Es fehlt an Personal

In einem anonymen Schreiben werden die Unterbesetzung und Arbeitsbedingungen scharf kritisiert.

Foto: Rhein-Kreis

Rhein-Kreis. Die Zahl der Disponenten in der Kreisleitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst soll von 27 auf 29 aufgestockt werden. Dies teilte Landrat Hans-Jürgen Petrauschke jetzt auf Nachfrage mit. Eigentlich eine gute Nachricht für die Mitarbeiter, die am Neusser Hammfeld für insgesamt rund 455 000 Einwohner zuständig sind.

Das Problem: Leitstellen-Disponenten müssen sowohl feuerwehrtechnisch als auch rettungsdienstlich ausgebildet sein — keine weit verbreitete Kombination. Darum ist passendes Personal nur äußerst schwer zu finden. Eine Situation, die zu erheblichen Veränderungen führen könnte. Hans-Jürgen Petrauschke schließt sogar eine Abschaffung der Neusser Kreisleitstelle nicht gänzlich aus: „Wenn wir die Stellen nicht dauerhaft besetzen können, dann müssen wir schauen, wie wir es anders lösen können — und eventuell Leitstellen zusammenlegen“, teilte der Landrat jetzt mit.

Hans-Jürgen Petrauschke nimmt ebenfalls Stellung zu einem Schreiben, in dem die Arbeitsbedingungen in der Kreisleitstelle scharf kritisiert werden. Der Vorwurf: Trotz steigender Einsatzzahlen und wachsender Aufgaben gibt es keine Bereitschaft seitens Amtsleitung und Verwaltung, etwas an der angeblichen Personalnot zu ändern. Überlastungsanzeigen seien durch Mitarbeiter bereits verfasst worden. Der geschilderte Mehraufwand sei unter anderem auf den Wegfall der Feuereinsatzzentrale in Grevenbroich und Dormagen zurückzuführen. Diese werden von der Kreisleitstelle nun komplett bearbeitet.

Die Kreisleitstelle ist an Werktagen im 24-Stunden-Dienst sowie an Wochenenden und an Feiertagen mit insgesamt vier Einsatzbearbeitern besetzt — zwei Disponenten in der Notrufbearbeitung, zwei weitere sind auf Abruf verfügbar. Zudem gibt es einen Wachführer und einen Disponenten, der für den Krankentransport zuständig ist — jedoch nur werktags und immer nur im Tagesdienst, der bis 16.30 Uhr geht, schreibt der Verfasser, der eine fünfte Kraft im Schichtdienst fordert, um die Belastung — gerade nach Ende des Tagesdienstes, an Wochenenden und Feiertagen — auf mehrere Schultern zu verteilen. Schließlich käme es immer vor, dass Notrufe nicht korrekt abgearbeitet werden können.

Ein weiteres Problem sei die Tatsache, dass sich nach 16.30 Uhr kein Führungs- und Lagedienst mehr in der Leitstelle befindet. Dieser sei jedoch bei manchen Großschadenslagen alleinig befugt, Entscheidungen über die Vorgehensweise zu treffen. Die Forderung: Ein Führungs- und Lagedienst gehört rund um die Uhr in die Leitstelle. Petrauschke hält die Schilderungen in dem Schreiben insgesamt für übertrieben — und sagt, dass die Kreisleitstelle bei der Belastung für Disponenten im landesweiten Durchschnitt liegt. Zudem verweist er darauf, dass in den vergangenen rund zehn Jahren 40 Prozent mehr Stellen geschaffen worden seien. „Darüber hinaus wird es ja zwei weitere Stellen geben. Wir befinden uns bereits in Gesprächen mit dem Personalrat“, sagt Petrauschke. Richtig sei jedoch, dass die Belastung für die Mitarbeiter in der Kreisleitstelle stets hoch ist und dass dort immer mehr Anrufe angenommen werden müssen.