Kreuzkunst: „Werke sind Kunst am Bau“

FDP, UWG und Zentrum können sich mit den Siemsen-Entwürfen wohl arrangieren. Die SPD sieht den Ratsbeschluss nicht erfüllt. Die Grünen erwägen Klage.

Kaarst. "Im Ratssaal gibt es bereits genügend würdevolle Kunstwerke. Wir brauchen keinen weiteren Schmuck für die Räumlichkeiten." Die Nachricht, dass die CDU die Schenkung des Bürgerinitiativkreises "Kunst im Ratssaal" annehmen und in der nächsten Ratssitzung einen entsprechenden Antrag zur Umsetzung einbringen will, lässt SPD-Fraktionsvorsitzende Elke Beyer kalt.

Entgegen der Äußerung von CDU-Fraktionschefin Dorothea Zillmer sei mit den zwei geplanten Glasfenster-Kunstwerken des Künstlers Burkhard Siemsen der Ratsbeschluss vom 29. April nicht erfüllt:

"Diese Werke sind ja kein Kreuz, sondern Kunst am Bau. Die Intention, mit der damals der Ratsbeschluss trotz einiger Gegenstimmen gefasst wurde, ist also in keiner Weise wiederzuerkennen", sagt Beyer.

Auch für Grünen-Chef Christian Gaumitz ist in der Sache noch lange nicht das letzte Wort gesprochen: "Es ist egal, wie das Kreuz durch die Fensterkunst-Objekte verpackt wird. Es handelt sich um ein Kreuzzeichen, und das hat in einem neutralen Ratssaal nichts zu suchen. Wir erwarten bald eine Entscheidung der Kommunalaufsicht zu dem Thema und behalten uns vor, gegen einen möglichen Beschluss zu klagen. Eine Schenkung der Bürgerinitiative ändert nichts daran."

Josef Karis von der Zentrumspartei ist mit Siemsens Entwürfen zufrieden und befürchtet auch keine rechtlichen Konsequenzen: "Ich finde es gut, dass in diesem Kunstwerk alle religiösen Kulturen vertreten sind und kann mir nicht vorstellen, dass daran etwas juristisch Verwerfliches zu finden ist.

Schließlich hat das Ganze mit einem gewöhnlichen Kreuzzeichen nicht mehr viel zutun." Vielmehr ärgert Karis, "dass einige Ratsherren, die das alles beschlossen haben, sich nun vor der Finanzierung drücken wollen".

Eine Schenkung durch Sponsoren sei zwar gut und schön, "aber eigentlich sollte es für diejenigen, die die Sache angestoßen und befürwortet haben, eine Ehrensache sein, das Objekt auch mitzufinanzieren". Karis selbst will sich an der Finanzierung beteiligen: "Zur Not aus eigener Tasche."

Sowohl UWG-Parteivorsitzende Anja Rüdiger als auch Jörg Löhler, Fraktionsvorsitzender der FDP, sind mit Siemsens Vorschlägen einverstanden. Löhler: "Das Kunstobjekt ist eine ansprechende Interpretation des Ganzen."

Ähnlich sieht das auch Anja Rüdiger: "Man sollte Religion und Politik zwar eigentlich trennen, aber die Entwürfe von Herrn Siemsen finde ich gut." In ihren Fraktionssitzungen am Montagabend haben FDP und UWG darüber beraten, wie auf einen CDU-Antrag in der nächsten Ratssitzung reagiert werden soll.

Mit dem Antrag will die CDU dem Initiativkreis die Möglichkeit geben, das Projekt schnellstmöglich zu realisieren