Kunst aus Neuss: Orakel mit Ente, Hamlet als Comic und ein Engel aus Holz
Vernissage der Jahresausstellung „Kunst aus Neuss“.
Neuss. Ein beruhigendes Plätschern begleitet die Besucher der Jahresausstellung in der Alten Post, die am Sonntag um 11.30 Uhr eröffnet wird. „Entenorakel“ betitelt der Künstler, der passenderweise Axel Nass heißt, seine feuchte Installation, bei der der tierische Protagonist unentwegt Wasser in ein Bassin spuckt und die kleinen Styroporkügelchen auf der Oberfläche immer neue Formen annehmen. „Richtig schön schräg“, nennt Kurator Klaus Richter das Werk, und das trifft auf viele der Ausstellungsstücke der insgesamt 44 Künstler zu.
Bei den Holzskulpturen von Gudrun Schuster muss Richter stets die Reinigungskraft im Auge behalten, denn die Werke stehen am Boden in einer Salzlache. „Die Putzfrau hat schon extra in großem Bogen herumgewischt, doch jetzt sind die Kanten zu scharf.“ Beuys lässt grüßen.
Jennifer Schulz hat kürzlich einen Herrn Lopez geheiratet und seinen Nachnamen angenommen. Wenn sie jetzt ihre Arbeiten aus Acryl, Nessel und Gips signiert, geht keiner mehr achtlos an der Kunst vorbei.
Das passiert mit Sicherheit ebenso wenig bei den ausdrucksstarken Fotografien von Fabio Borquez, der gerne schöne Frauen ins richtige Licht setzt. Die Aufnahme eines kleinen schwarzen Jungen lässt aber nicht minder den Atem stocken.
Fasziniert verharrt der Besucher auch vor den Graphic-Novel-Arbeiten von Petra E. E. Kofen. Die Illustratorin hat Teile eines Akts aus dem Hamlet als eine Art Comic inszeniert, dabei jede Falte eines Mantels in unfassbarer Detailarbeit vorgezeichnet, jeden Buchstaben in den Sprechblasen als ein Mini-Kunstwerk umgesetzt, das zusammengefügte Ergebnis mit Fotoshop bearbeitet und ausgedruckt.
Wie man bereits mit dem Titel eines Werkes Aufmerksamkeit erregen kann, beweist Martin Hensel, der mit Kettensäge und Flex einen riesigen Himmelsboten aus Holz geschaffen hat: „Die Engel haben es nicht leicht in diesen Tagen“, lautet seine verständnisvolle Botschaft.
Diese Liste mit außergewöhnlichen Arbeiten und Künstlern ließe sich beliebig fortsetzen, bis man bei Nummer 44 angekommen wäre. Keiner gleicht dem anderen, jeder macht etwas eigenes. Nur eines verbindet die Ausstellenden: Sie wohnen in Neuss oder haben zumindest ihr Atelier in der Stadt.
“ Die Ausstellung dauert bis zum 12. Januar; Öffnungszeiten: Mo-Fr 15-18 Uhr, Sa 14-18 Uhr und So 12-18 Uhr.