Kunst-Event: Performance, Graffiti, Videobox

Das Clemens- Sels-Museum lockt Jugendliche zum zweiten Mal mit Sonder-Event.

Neuss. Farbe regnet auf das weiße Papierkleid der Performance-Künstlerin Pepper Levain — abschließender Höhepunkt des Projekts „Kunst gehört die Nacht“ am Samstag im Clemens-Sels-Museum in Neuss. Die preisgekrönte Pepper Levain überraschte die meist jugendlichen Besucher mit ausgefallener Avantgarde-Kunst inklusive schwarz-weißer Multimedia-Show und hypnotischer Synthesizer-Musik.

Vor dem Museumseingang hatte Stunden zuvor bereits Konstantin Zaika, ausgerüstet mit Schutzmaske und zahlreichen Spraydosen, vor dem Eingang auf der Leiter begeistert. Gerade von einem Festival aus Barcelona zurückgekehrt, kreierte der Streetart-Künstler ein vier mal vier Meter großes Graffiti mit typisch langer Nase. „Temporäre Kunst“, wie es Museumsdirektorin Uta Husmeier-Schirlitz angekündigt hatte, Graffiti auf Folie, so dass es am Samstag vor dem Museum nicht mehr zu bestaunen ist.

Das Projekt bietet „Kunst für Jugendliche von Jugendlichen“, erklärte Estira Memet. Intention der 21-jährigen Mitorganisatorin: „Statt einer langweiligen Museumsführung sollen mehr Schüler durch die ausgewählten Programmpunkte für Kunst begeistert werden.“

Viel Applaus gab es, wie schon im vergangenen Jahr bei der Premiere von „Kunst gehört die Nacht“, für die Wuppertaler Wortpiraten. Für David Grashof und André Wiesler ist Poetry Slam vor Heiligengemälden statt in der Kneipe etwas Besonderes. Die teils provokanten, stets unterhaltsamen Texte erinnerten an ihr anfängliches Versprechen „Beuys würde weinen vor Rührung“.

Unter dem Motto „weniger ist mehr“ zeigte der bekannte Neusser Maler und Kunstlehrer Christoph Relinghaus eindrucksvoll, was mit den drei Grundfarben und einer kleinen Leinwand möglich ist. Bezogen auf den Titel der aktuellen Museumsausstellung „Sehnsucht nach Farben“ mit Werken von Moreau und anderen warnt Rehlinghaus indes vor der heillosen Verwirrung durch die gegenwärtig angebotene Farbenvielfalt.

Eine ungewöhnliche Videobox, eine für die Museumsnacht gebaute Toilette mit „Hundert-Euro-Klo-Papier“, nutzten die Besucher, um Zukunftsideen und Kritik am Museum loszuwerden.

Trotz aller positiven Eindrücke wünscht sich die erstmals mitorganisierende Bezirksschülervertretung im nächsten Jahr eine bessere Werbekampagne an den Schulen, damit das Projekt den Zuspruch erhalte, den es verdiene. Auch Direktorin Uta Husmeier-Schirlitz sieht sich bei der Jugend in der Pflicht und sucht Antworten auf die Frage: „Wie muss sich das Museum verändern, damit es noch interessant für die junge Generation ist?“

Darum geht es auch am 25. November. Dann lädt das Clemens-Sels-Museum zur Präsentation „Unser Museum der Zukunft“ ein. In Kooperation mit der Stadtsparkasse Neuss werden Schulen aus dem Rhein-Kreis prämiert, die Verbesserungsvorschläge eingereicht haben.