Lachen hinter den Kulissen

RLT: Die Geschwister Lena und Yorik stehen für „Kaspar Häuser Meer“ auf der Bühne.

Neuss. Lena (12) und Yorik Wolters (10) kommen in den vergangenen Wochen erst spät ins Bett. Die beiden stehen für das Stück Kaspar Häuser Meer im Rheinischen Landestheater auf der Bühne. Premiere war am Wochenende. „Wir haben uns schon an die Zeiten gewöhnt, weil die Proben auch immer bis 22 Uhr gedauert haben“, erklärt Lena.

In dem von Steffen Popp inszenierten Stück der Autorin Felicia Zeller tritt das Geschwisterpaar in einigen Szenen auf. „Wir haben keinen Text. Mit unseren Stimmen machen wir das Klingeln des Telefons nach, und wir lachen im Hintergrund“, sagt Lena. Zweimal sind sie auch auf der Bühne, einmal in einem Bärenkostüm und am Ende als Hänsel und Gretel. „Wir sitzen dann ganz vorne am Bühnenrand. Dann fällt es manchmal schon schwer, ernst zu bleiben“, erklärt die Zwölfjährige.

Die Aufführung zeigt drei überforderte Sozialarbeiterinnen, die mit einer Überbelastung im Jugendamt kämpfen. Anika (Christiane Nothofer) kommt frisch von der Uni, macht sich oft mehr Arbeit als nötig und vernachlässigt dabei ihre eigene Tochter. Silvia (Linda Riebau) muss sich dem Vorwurf stellen, sie würde zu viel Alkohol trinken und am Computer spielen, anstatt zu arbeiten. Die Dritte im Bunde, Barbara (Hergard Engert), ist die Erfahrenste und tut eigentlich nichts außer sich zu beschweren.

Das Stück ist durch abrupte, witzige Sprechsalven als Komödie angelegt, jedoch bleibt das Thema die Vernachlässigung von Kindern, was es schwer verdaulich macht. Es wird beschrieben, wie verhungerte Kinder gefunden werden und im Schlusssatz erzählt Silvia, wie sie Selbstmord begeht. Die drei Schauspielerinnen sind in ihren Rollen sehr überzeugend, jedoch wird es zum Ende hin mühsam zuzuhören, da die hektische Sprechweise, wenn auch gewollt, mit der Zeit anstrengend wird.

Während die ganze Geschichte im Wald als Abstraktion für den Verwaltungsdschungel spielt, führen die Auftritte von Lena und Yorik dem Zuschauer wieder vor Augen, worum es geht: die Kinder.

Lena kann sich gut vorstellen mal Schauspielerin zu werden: „Aber meine Eltern waren selbst Schauspieler und erlauben das nicht. Aber mir macht es Spaß, in andere Rollen zu schlüpfen.“

Yorik gefällt es zwar, auf der Bühne zu stehen, aber beruflich möchte er das nicht machen. „Da muss man sich so viel Text merken“, sagt der Zehnjährige. Da Kai Wolters, der Vater der beiden, als Disponent am Theater arbeitet, ist die Wahl schnell auf seine beiden Kinder gefallen. Werktags werden die Aufführungen mit einem anderen Kinderpaar geteilt, damit alle vier Darsteller trotzdem noch fit für die Schule sind.

“ Die nächste Aufführung ist am Donnerstag, 10. März, um 20 Uhr.