Lachmann soll neuer Beigeordneter werden
37-Jähriger soll SPD in Verwaltungsspitze vertreten. Burkert und Dorschner verlassen Rathaus.
Neuss. An der Seitenline macht sich in dieser Woche Holger Lachmann warm. Die SPD will den 37-Jährigen zum 1. Juli als neuen Beigeordneten ins Spiel bringen und damit zum ersten Mal seit über sechs Jahren wieder einen Mann mit SPD-Parteibuch im Verwaltungs-Vorstand haben. Seine Einwechslung löst einen Umbau der Verwaltungsstruktur aus. Und weil sich fast im Gegenzug die Personaldezernentin Dolores Burkert und Gottfried Dorschner, Leiter des Büros für Ratsangelegenheiten, aus dem Spiel nehmen wollen, muss der Coach in der Führungsmannschaft weitere Zuständigkeiten ändern.
An dem genauen Tableau, das der Bürgermeister dem Rat am 7. Juli präsentieren will, wird noch getüftelt. Trotzdem ist der Grünen-Fraktionsvorsitzende Michael Klinkicht schon jetzt unzufrieden. Den großen Wurf, den er sich gewünscht hatte, wird es nicht geben. Namentlich der Vorschlag, das Schulressort aus dem Dezernat von Christiane Zangs (Schule, Bildung und Kultur) herauszulösen und etwa dem ausgewiesenen Schulexperten Ralf Hörsken (Jugend und Soziales) anzutragen, scheitert an den Skrupeln des Koalitionspartners CDU. „Da hatte die CDU Angst vor der eigenen Courage“, bilanziert Bürgermeister Reiner Breuer eigene Gespräche über den neuen Geschäftsverteilungsplan.
Breuer hat zwar als Chef der Stadtverwaltung die Personalhoheit, doch ist er gut beraten, gerade Entscheidungen in Bezug auf das Beigeordnetenkollegium mit den Politikern zu besprechen, denn sie müssen zustimmen und wählen. Das hat Breuer getan und wird vor der Ratssitzung noch einmal die Fraktionen konsultieren.
Als der SPD das Vorschlagsrecht für den jüngsten Dezernenten zufiel, stand dessen Portfolio schon fest: „Ordnung, Recht und Sicherheit“ standen als Aufgabengebiete in der Ausschreibung. Daran wird nicht gerüttelt. Doch dieser Verantwortungsbereich soll sich vergrößern, wenn die Personaldezernentin Dolores Burkert tatsächlich im September nach Köln wechselt. Dort wird die Sozialarbeiterin, die 2005 als stellvertretende Abteilungsleiterin im Jugendamt zur Stadt Neuss wechselte, als Favoritin für die Leitung des Fachbereichs „Personal, Organisation, Innovation“ gehandelt. Die Entscheidung fällt am 4. Juli, doch für Breuer ist der Transfer schon abgeschlossen. „Ich habe Henriette Reker nach einer Ablösesumme gefragt“, berichtet er von einem Gespräch mit der Kölner Oberbürgermeisterin am Donnerstag. Aber die hielt das wohl nur für einen Scherz.
Breuer bedauert Burkerts Wechselambitionen, kann sie aber auch verstehen. Köln bietet der Verwaltungsexpertin weitere Aufstiegsmöglichkeiten, während sie in Neuss das Ende der Karriereleiter erreicht hat. Ihren Versuch, Sozialdezernentin zu werden, hatte namentlich die CDU abgeblockt.
Gottfried Dorschner wechselt sich auch selbst aus — in den Ruhestand. Seine Aufgabe übernimmt Johanna Steffens, die aber kein selbstständiges Büro mehr leiten wird, weil es mit dem Büro Bürgermeister verschmolzen wird. Damit setzt Breuer die Linie fort, die unter seinem Amtsvorgänger geschaffenen kleinen Dienststellen zu größeren Einheiten zusammenzufassen.
Diesen Weg hat Breuer auch unter haushalterischen Gesichtspunkten eingeschlagen und damit in seiner kurzen Amtszeit schon drei Führungspositionen herabgestuft. Auch der Entschluss, Burkerts Stelle nicht neu zu besetzen, dient der Haushaltskonsolidierung. „Auch bei den Häuptlingen sparen“ will Breuer. Er wird aus ihrem Bereich die Zuständigkeit für strategische Personalsteuerung übernehmen, die für IT-Sicherheit und das operative Verwaltungsmanagement dem neuen Beigeordneten übertragen.