Landtagswahl: Neusser SPD-Kandidat Behrens will aus der Opposition raus

Neuss. Am Vorabend hat er im Landestheater eine Veranstaltung mit dem früheren Finanzminister Peer Steinbrück bestritten. Man kennt sich: Steinbrück war sein Nachfolger als Büroleiter von Ministerpräsident Johannes Rau.

Viele Jahre Erfahrung im landespolitischen Geschäft hat Fritz Behrens (SPD) vorzuweisen. Nach fünf Jahren in der Opposition tritt er zum zweiten Mal im Neusser Wahlkreis an - von seiner Partei mit dem sicheren Listenplatz10 ausgestattet.

2005, als die SPD in Düsseldorf nach 39 Jahren die Macht verlor, sei das eine bittere Enttäuschung gewesen; "aber kein Tiefschlag", sagt Behrens. Der Innenminister zog auf die Oppositionsbank und widmete sich neuen Themen: Kultur und Sport. Von einem Stück neu gewonnener Freiheit spricht der Sozialdemokrat. Gleich wurde er Vorsitzender des Kulturausschusses. Die Arbeit dort, betont Behrens, sei quer durch die Fraktionen sehr einvernehmlich abgelaufen.

Sacharbeit, strategische Überlegungen, zielführendes Agieren schätzt der altgediente Landespolitiker. Parteipolitiker ist er ebenso. "Dieses Land wird nicht gut regiert", betont er in seiner ruhigen Art, "Jürgen Rüttgers tut nichts gegen die soziale Spaltung im Land". Und Ärger klingt durch, wenn Behrens sagt: "Diese ständige Berufung auf Johannes Rau - da kann doch ein Blinder mit Krückstock fühlen, dass ihm das einfach nicht zukommt."

Im Landtag - und in der Regierung - will Behrens neben der Kulturpolitik vor allem Akzente bei der Finanzausstattung der Städte setzen. Ein Thema, das ihn seit Jahren umtreibt. "Europa, Bund und Länder haben den Kommunen immer neue Kosten aufgebürdet; quer durch die Parteien", sagt er. Jetzt sieht er diese Entwicklung krass verstärkt.

Die schwarz-gelbe Landesregierung versuche, sich zu Lasten der Kommunen zu sanieren. "Ich fürchte um die kommunale Selbstverwaltung", sagt Behrens, der den späten Vorstoß des Finanzministers ("wo war da eigentlich Innenminister Wolf?") zur Unterstützung notleidender Kommunen für ein durchsichtiges Wahlversprechen hält.

Er fordert unter anderem eine neue Berechnungsgrundlage für den Finanzausgleich der Kommunen. Ein heikles Thema im finanzstarken Neuss? "Kommunale Selbstverwaltung heißt Solidargemeinschaft", betont der Landespolitiker, nur so könne die Selbstverwaltung erhalten bleiben.

Am 9.Mai sieht Behrens durchaus eine Chance für Rot-Grün. "Alles andere kommt für mich, Fritz Behrens, nicht infrage." Die Linke verdamme er nicht, doch sie sei nicht regierungsfähig. Eines Tages, so wünsche er sich, werde sie durch vernünftige sozialdemokratische Politik überflüssig gemacht. Und eine große Koalition? "Da würde ich persönlich die Opposition klar vorziehen", erklärt der Kandidat.