Lukaskrankenhaus in Neuss Krebs-Chirurgie: Ärzte bündeln Fachwissen

Neuss. · Lukaskrankenhaus setzt neue Behandlungsmethoden bei Bauchspeicheldrüsenkrebs ein.

 Stellten am Mittwoch das neue interdisziplinäre Niederheinische Pankreaszentrum im Lukaskrankenhaus vor (v.l.): die Professoren Tobias Heintges, Alexis Ulrich und Mathias Cohnen.

Stellten am Mittwoch das neue interdisziplinäre Niederheinische Pankreaszentrum im Lukaskrankenhaus vor (v.l.): die Professoren Tobias Heintges, Alexis Ulrich und Mathias Cohnen.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Jedes Jahr erkranken in Deutschland zwischen 17 000 und 18 000 Menschen an Bauchspeicheldrüsenkrebs – Tendenz steigend. Damit zählt die Krebsart zu den wenigen Tumorerkrankungen, bei denen statistisch gesehen Zunahmen verzeichnet werden. Die Zahlen alarmieren, zumal Bauchspeicheldrüsenkrebs schwierig zu behandeln ist und die Überlebenschancen oft schlecht stehen. „Das ist auch die Wahrnehmung vieler Menschen. Allerdings gibt es immer wieder neue Ansätze, die Chancen auf Besserung bringen“, sagt Professor Alexis Ulrich. Seit sieben Monaten ist er als Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Neusser Lukaskrankenhaus beschäftigt. Er bringt eine neue Behandlungsmethode mit, eine „radikale“, wie er sagt, die die Chance vergrößern soll, dass der Krebs – einfach ausgedrückt – nicht so schnell zurückkommen kann. „Ziel ist es, die Tumorzellen komplett zu entfernen“, sagt Alexis Ulrich.

Die Bauchspeicheldrüse ist
operativ sehr schwer zugänglich

Die Bauchspeicheldrüse ist ein wichtiges Organ im menschlichen Körper: So spalten die Enzyme der Bauchspeicheldrüse Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate der Nahrung im Darm in eine Form, die die Darmschleimhaut aufnehmen kann. Außerdem bildet die Speicheldrüse Hormone. Problematisch: Das Organ, das auch Pankreas genannt wird, liegt unterhalb des Magens quer im Oberbauch – an einer Stelle, die operativ nur sehr schwer zugänglich ist.

Bei gut- oder bösartigen Tumorerkrankungen an der Bauchspeicheldrüse können Eingriffe erfolgreich verlaufen, wenn Tumorzellen entfernt werden und dabei ein größtmöglicher Sicherheitsabstand etwa zu der Arterie eingehalten wird, die den Dünndarm versorgt. „Dazu wird beispielsweise Fettgewebe herauspräpariert“, sagt Chirurg Alexis Ulrich, der 17 Jahre lang an der Uniklinik Heidelberg, dem europäischen Pankreaszentrum, gearbeitet und rund 750 Eingriffe an der Bauchspeicheldrüse hinter sich hat. Er kann wahrlich auf Erfahrungswerte zurückgreifen. Fest steht allerdings auch: Längst nicht alle Krebserkrankungen an der Bauchspeicheldrüse (die meisten treten am Speicheldrüsenkopf auf) lassen sich operieren. „Die Quote liegt bei circa 20 bis 25 Prozent.“ Je höher der Sicherheitsabstand zwischen von Tumorzellen betroffenem Gewebe etwa zur Arterie, desto höher die Überlebenschance des Patienten. So könne ein einziger Millimeter über das Leben eines Patienten entscheiden. Ein wichtiger Faktor für Fortschritte in der Therapie ist die Expertise der behandelnden Ärzte. Das Lukaskrankenhaus hat diese Expertise nun gebündelt – im jetzt gegründeten Pankreaszentrum. „Interdisziplinär“ lautet das Stichwort, das die Verzahnung von Chirurgie-Klinik, Medizinischer Klinik und Klinischer Radiologie beschreibt. Im Fokus: der Heilungs-Ansatz durch chirurgische Eingriffe.

Die Chefärzte der Kliniken und der Radiologie haben sich am Mittwochnachmittag bei Fachvorträgen mit ihren Kollegen aus umliegenden Krankenhäusern und Arztpraxen ausgetauscht.