Turm ist nicht mehr standsicher Die Klosterkirche St. Sebastian ist ein Sanierungsfall

Neuss. · Der Turm nicht mehr standsicher, Dach und Giebel marode. Denkmalamt hofft auf baldigen Beginn der Arbeiten.

 Der Turm ist nicht mehr standsicher, das Dach marode.

Der Turm ist nicht mehr standsicher, das Dach marode.

Foto: Helga Bittner

Die Glocke in dem kleinen Türmchen auf dem Dach der St.-Sebastianus-Kirche an der Niederstraße ist verstummt. „Der Turm ist nicht mehr standsicher“, erklärt Heinz Brau von der Denkmalbehörde der Stadt, warum nicht mehr geläutet wird. Aber nicht nur das. Neben dem maroden Turm weisen auch das Dach und die innenliegenden Regenrohre massive Schäden auf, und auch die Giebelvermauerung muss nach Angaben von Monsignore Guido Assmann, dem leitenden Pfarrer des Seelsorgebezirks Neuss-Innenstadt „dringend erneuert werden“. Die Klosterkirche – ein Sanierungsfall.

Ein Baubeginn an der Kirche im Hauptstraßenzug ist noch nicht abzusehen, sagt Assmann. Aber Brau hofft, dass die Sanierung noch in diesem Jahr anlaufen kann. Die Denkmalbehörde warte derzeit auf das Konzept des Architekten, das Grundlage für einen Förderantrag an das Land sein soll, sagt er. Mit dem Fachmann habe es bereits Ende 2018 einen gemeinsamen Ortstermin inclusive Turmbefahrung gegeben. Zu den Kosten könne man noch nichts sagen, ergänzt Assmann. Er hat als Vorsitzender des Kirchenvorstandes der St.-Quirinus-Gemeinde, zu der St. Sebastian als sogenannte Annexkirche gehört, seinerseits mit dem erzbischöflichen Generalvikariat gesprochen. Denn das Vorhaben wird teuer.

Die Sanierungspläne wurden öffentlich, weil die Stadt – ihrem Lichtkonzept weiter folgend – in diesem Jahr den Blutturm und weitere „wertvolle Gebäude mit schöner Fassade“ mit Licht in Szene setzen will. 40 000 Euro aus dem Innenstadt-Stärkungsfonds stehen schon für die Illuminierung des Blutturmes am Stadtgarten zur Verfügung. 76 000 Euro sollen hinzukommen. Ausgesucht wurden drei Geschäftshäuser im Hauptstraßenzug, deren Besitzer einer Inszenierung mit Licht schon zugestimmt haben. Dabei handelt es sich um die Gewürzmünhle Engels am Büchel, das Gasthaus „em Schwatte Päd“ an der Ecke Büchel/Sebastianusstraße und das „Haus am Niedertor“. Zuguterletzt geht es auch um St. Sebastian.

Die rot geputze Backsteinfassade, die mit dem hohen Giebel aus der Perspektive der Niederstraße weithin sichtbar ist, ist ein Blickfang in der Neusser Einkaufsstraße Nummer eins. Die vorhandene und von der Stadt als gelungen bewertete Beleuchtung soll so ergänzt werden, dass das Kloster auch vom Glockhammer her wirksam beleuchtet wird. Das Kloster, mosert Roland Kehl (Grüne) angesichts dieser Ausgaben, sei „alles andere als bestrahlenswert“. Aber das kann ja noch werden.

Das einstige Baujuwel des Barock ist in einem schlechten Zustand

Die rote Fassade neu zu streichen, war dem Innenstadthandel schon wichtig, als der noch im City-Treff organisiert und an die Zukunftsinitiative Innenstadt Neuss (ZIN) als Nachfolger noch nicht zu denken war. Und die wird in diesen Tagen schon zehn Jahre alt. Großflächig bröckelt seit Jahren die Farbe ab, Flickwerk entsteht und lässt das einstige Baujuwel der Barockzeit in einem erbarmungswürdigen Zustand erscheinen. Aber die Innensanierung der Kirche, in der jeden Tag zur Mittagsstunde die Messe gelesen wird und die ein Ruhepunkt im hektischen Alltag ist, ging damals vor. Nachdem diese abgeschlossen wurde, wurden an der Fassade bislang nur Sicherungsmaßnahmen in Auftrag gegeben. „Im Giebel sind die Fugen ausgespachtelt worden, damit keine Ziegel ausbrechen können“, sagt Monsignore Assmann. Nun steht die Frage im Raum, ob das gesamte Dach erneuert werden muss. „Die Bretterschalung unter den Dachschindeln ist nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem damals vorhandenen, aber nicht genügend getrockneten Tannenholz gemacht worden und zeigt heute große Risse“, sagt Assmann.

Im Zweiten Weltkrieg war die ab dem Jahr 1718 errichtete Kirche, die seit April 1985 unter Denkmalschutz steht, bis auf die Umfassungsmauern des Hauptschiffes zerstört worden. Der Abbruch drohte, doch setzten sich viele Bürger für den Wiederaufbau ein, der in den Jahren 1955/56 erfolgte. Allerdings wurde das ursprünglich im Westen angrenzende Konviktgebäude nicht rekonstruiert. An seiner Stelle erhebt sich seit 1967 ein Kloster, in dem Geistliche der Ordensgemeinschaft „Familie Mariens“ leben. Das Kloster ist nicht Teil der Sanierung.