Quirinuswallfahrt in Neuss „Segen ruht über den Menschen“

Neuss. · Mainzer Bischof predigt zu Ende der Quirinusoktav über Vermittlung des Glaubens.

Mitglieder des Hubertuskorps und der Scheibenschützen schulterten zur Prozession den Quirinus-Schrein. 

Foto: GEORG_SALZBURG

Auf dem Münsterplatz flatterte ein Banner „Mitten im Leben“ im Wind, als die Glocken der Sankt Quirinus-Basilika zum Festgottesdienst einluden. Dieser war mitten im Leben der Abschluss der seit 2008 wieder aufgeblühten Wallfahrtstradition mit der Quirinusoktav.

 Die Münsterkirche mit Besuchern aller Generationen platzte fast aus den Nähten. Zahlreiche Konzelebranten aus dem Rhein-Kreis-Neuss begleiteten den eigens zum Festgottesdienst angereisten Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Kohlgraf wirkte früher als Subsidiar an Sankt Quirin und war Schulseelsorger des Erzbischöflichen Mädchengymnasiums Marienberg.

Assmann hob drei Höhepunkte der Oktav besonders hervor

In seiner Begrüßung ging Oberpfarrer Guido Assmann auf drei Höhepunkte der Quirinusoktav ein, die unter dem Leitwort stand: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“. Das waren der Tag der Kindergartenkinder, die Aufführung eines Theaterstücks der Görresschule über das Leben des Heiligen und die Radioübertragung des Gottesdienstes am Sonntagmorgen.

Bischof Kohlgraf bezeichnete das Quirinusfest als Höhepunkt im Leben von Stadt und Gemeinde, denn Sankt Quirin ist auch Stadtpatron. Die spätere Schreinprozession mache deutlich: „Der Segen ruht über den Menschen“, sagte der Bischof.

In seiner Predigt schlug Kohlgraf den Bogen von den Anfängen der Kirche bis hin zur Gegenwart. Nach Pfingsten als dem eigentlichen Geburtsfest der Kirche verkündeten die Jünger in einer „Riesenwelle“ die frohe Botschaft: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen – und Christus kommt als Erlöser, der den Tod besiegt hat“, so der Bischof. Trotz oder wegen dieser „seltsamen Botschaft“ (Kohlgraf), bildete sich eine Weltkirche mit einzigartiger Erfolgsgeschichte. Denn die Botschaft der Toleranz, Mitmenschlichkeit und des Bekenntnisses zu einem Gott sind Eckpfeiler des Glaubens. Die Kirche habe in der Geschichte nicht alles richtig gemacht, bekannte Kohlgraf. Aber sie müsse sich vernünftigen Gesprächen stellen, denn Glaube und Vernunft gehören unbedingt zusammen. Christlicher Glaube sei heute so unmodern wie damals: „Wir werden wieder klein“, so der Bischof. Automatische Glaubensweitergabe gebe es nicht mehr: die Kirche braucht dringend Glaubenszeugen. Das Quirinusfest solle dazu neue Motivation bringen.

Dieses Glaubenszeugnis vermittelte die anschließende Schreinprozession um die Kirche, bestaunt und fotografiert von Zaungästen.