Mief-Wolke: Ermittlungen beendet
Einen Tag nach dem Zwischenfall bei Silesia roch es am Mittwoch immer noch nach Brühwürfeln.
Neuss. „Es stinkt schon wieder nach Maggi!“ Die Beschwerden von Anwohnern über den extremen Geruch nach Brühwürfeln rissen auch Mittwochmorgen nicht ab. Hatte es eine weitere Betriebsstörung bei Silesia gegeben?
Nein, beteuert Oliver Kaczmarek, Chef der Firma Silesia/Hanke Aromastoff-Produktion: „Den Geruch, den Teile der Bevölkerung derzeit noch wahrnehmen, stammt von Sotolon-Spuren in der Atmosphäre aus dem gestrigen Vorfall. Die Geruchsschwelle des Stoffes ist sehr niedrig und man riecht ihn noch in äußerst geringen Konzentrationen. Besorgte und auch genervte Bürger kann ich nur um Geduld bitten, dass sich der Aromastoff baldmöglichst verflüchtigt.“
Der Aromastoffehersteller aus Allerheiligen hatte sich Mittwochabend für den Gestank nach Brühwürfeln, der bis nach Köln gezogen war, entschuldigt — nachdem die Kölner Feuerwehr den halben Tag mit der Suche nach der Ursache verbracht hatte und bis zum Nachmittag weitgehend im Dunkeln tappte.
Es wurde kritisiert, dass aus Neuss bis zum späten Nachmittag keine Hinweise für die Ursache des Gestanks an die Kölner kommuniziert worden sei, obwohl nach neuen Erkenntnissen die Untere Immissionsschutzbehörde (UIB) bereits um 8.30 Uhr von zwei Anruferinnen aus Dormagen über den Geruch und die Vermutung, dass Silesia/Hanke die Ursache war, informiert worden war (siehe Chronologie). „Die UIB hat sich unverzüglich telefonisch mit der Firma Silesia in Verbindung gesetzt“, sagt Mankowsky. Die habe daraufhin mitgeteilt, dass es gegen 3 Uhr eine kurze Betriebsstörung, eine Verpuffung, mit Rauchentwicklung gegeben habe. Der Schaden sei zwischenzeitlich behoben worden.
Am Mittwoch gab die Firma dann bekannt, dass vier Kilogramm Sotolon in die Luft geraten waren. Grund dafür sei das Versagen eines Temperaturreglers gewesen. In der Folge heizte ein Heizpilz, der für die Destillation des Sotolons gebraucht wird, unaufhörlich auf bis zu 400 Grad. Durch die starke Erwärmung im Vakuum sei das Sotolon in eine Pumpe und von dort in den Schornstein gepustet worden. Dabei habe sich ein Abluftschlauch gelöst und der Stoff sei auf den Heizpilz geraten. Dadurch sei die Qualmentwicklung entstanden, die jedoch sofort durch die automatische Löschanlage erstickt worden sei. Knapp eine halbe Stunde später, sei der Vorfall schon behoben und das Labor wieder begehbar gewesen, sagte Oliver Kaczmarek. Weil weiter keine Gefahr bestanden hätte, wurde auch die Feuerwehr nicht alarmiert.
Die Produktion des Sotolons liege derzeit still, sagte Kaczmarek: „Um weitere Geruchsbelästigungen in Zukunft zu vermeiden, arbeiten wir eng mit der Immissionsschutzbehörde an einem Konzept zusammen. Wir bedauern den Vorfall und die Unannehmlichkeiten, die wir der Bevölkerung dadurch aussetzen.“
Die Ermittlungen, die am Dienstag aufgenommen worden waren, erklärte ein Polizeisprecher am Mittwoch für beendet. Es gäbe keine strafrechtliche Relevanz.