Neue Kläranlage ist 2018 fertig

Umweltminister Johannes Remmel kam zum ersten Spatenstich.

Kaarst. Als 2004 in Kaarst die größte kommunale Kläranlage mit hochmoderner Membrantechnik in Betrieb genommen wurde, war sie schon ein Vorzeigeprojekt zur Nutzung regenerativer Energien — jetzt rüstet der Erftverband noch einmal nach. Mit dem ersten Spatenstich wurde der Anfang für den Neubau einer Klärschlammbehandlungsanlage gesetzt. Dafür war auch Johannes Remmel, NRW-Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, angereist.

Das Gruppenklärwerk Nordkanal ist für die Abwasserreinigung von 80 000 Einwohnerwerten aus den Städten Kaarst, Korschenbroich und Neuss ausgelegt. Allerdings zeigten Verbandsanalysen auch, dass der Energieverbrauch für diese Membranbelebungsanlage recht hoch ist. Eine solche zeichnet sich zwar durch kleine Becken und bessere Leistung aus, immerhin hat das gefilterte Endprodukt Badewasserqualität, aber der gesamte Prozess zieht steigende Energiekosten nach sich.

Norbert Engelhardt, Vorstandsmitglied des Erftverbandes

Dem soll die neue „Faulschlammbehandlungsanlage“ entgegenwirken. „Damit erleben wir eine entscheidende Verbesserung der Membrantechnologie“, sagte Remmel in seiner Begrüßung. Bei gleichbleibender Qualität der geklärten Abwässer werde durch die neue und bessere Verwertung des Klärschlamms Wärme und Strom erzeugt. Das beim Ausfaulen des Klärschlamms entstehende Gas wird zukünftig direkt auf der Anlage in einem Blockheizkraftwerk verwertet. Die erwartete gewonnene elektrische Energie von 1 200000 Kilowattstunden pro Jahr werde die Betriebskosten spürbar verringern. Der externe Strombezug soll um mehr als 40 Prozent gesenkt werden.

Ziel sei es, dass die Anlage in circa anderthalb Jahren nur noch so viel Energie wie eine konventionelle Anlage verbrauche, erklärte Norbert Engelhardt vom Vorstand des Erftverbandes. Und das Klärwerk hat damit weiterhin Vorzeigecharakter, denn nach Angaben des Verbandes ist es die erste Membranbelebungsanlage in Deutschland, die mit dieser Technik arbeiten wird. Auf einer Größe von zwei Hektar entstehen Siebung, Vorklär- und Prozesswasserbecken, Gasspeicher, Faulbehälter und Maschinengebäude. Die Abholzung von Bäumen sei minimal, heißt es, denn nur ein kleiner Teil der Eingrünung von 2004 fiele für den Neubau weg.

Die Inbetriebnahme ist für Ende 2018 geplant. Die Baukosten betragen circa 11 Millionen Euro. 3,1 Millionen schießt der Bund als Fördermittel hinzu, 2,1 Millionen das Land NRW. „Unsere Anlage dient im Ausland als Vorbild“, betonte Engelhardt.

Ein Nachfolgeprogramm für die Anlage hat der Erftverband auch schon im Blick: das Herausfiltern von Mikroschadstoffen wie Chemikalien, Hormonen und Antibiotika. Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus, die ebenso zum Spaten griff wie Johannes Remmel, Norbert Engelhardt, Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Verbandsratsvorsitzender Uwe Friedl, freut sich ein neues positives Aushängeschild für Kaarst.