Neue Klinik für Kinderpsychiatrie
Am Lukaskrankenhaus etabliert der Landschaftsverband Rheinland eine Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie mit 34 Betten. Die waren bislang in Viersen stationiert.
Neuss. Die Kinderklinik macht den Unterschied. Davon ist Professor Guido Engelmann überzeugt. Er ist seit fünf Jahren Chefarzt dieser Einrichtung des Lukaskrankenhauses. Worauf er sich bezieht: Obwohl die Neusser St.-Augustinus-Kliniken gGmbH mit ihrem „Zentrum für seelische Gesundheit“ am Krankenhaus St.-Alexius/St.-Josef die psychiatrische Versorgung in der Region abbildet, kommt eine neue Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie jetzt auf den Campus des „Lukas“. „Aus der Kooperation mit der Kinderklinik werden sich Synergieeffekte ergeben“, bestätigt Martina Wenzel-Jankowski, Dezernentin beim Landschaftsverband Rheinland (LVR), Engelmanns Annahme.
Guido Engelmann, Chefarzt der Kinderklinik am Lukaskrankenhaus
Das Ziel ist eine wohnortnahe Vollversorgung. Diesen schon seit langem verfolgten Wunsch des LVR, der als kommunaler Dachverband zehn Fachkliniken unterschiedlicher Art betreibt, bestätigt das Land mit der erst im Sommer aktualisierten Krankenhausbedarfsplanung. Demnach werden 34 Betten aus der LVR-Klinik in Viersen-Süchteln, der einzigen Kinder- und Jugendpsychiatrie im Versorgungsgebiet 40, herausgelöst und in Neuss etabliert. Am „Lukas“ betreibt der LVR schon seit dem Jahr 2009 eine Tagesklinik mit zwölf Betten zur Behandlung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher ab dem Grundschulalter als Dependance der Viersener Klinik — und der Verbund der Augustinus-Kliniken eine psychiatrische Ambulanz für diese Altersgruppe.
Die Planungen für einen Umzug sind nach Darstellung von LVR-Sprecherin Katharina Landorff noch in einem frühen Stadium. Auch im Gesundheitsausschuss der Landschaftsversammlung konnte der LVR noch keinen Termin für einen Baubeginn benennen. Aber die Nachricht an sich wurde schon als Erfolg gewertet. „Damit verbessert sich die Versorgung für Kinder mit seelischen Problemen aus dem Rhein-Kreis und ihrer Eltern entscheidend“, betont Martin Kresse (Grüne) aus Korschenbroich: „Bisher waren sie gezwungen, bei schwerwiegenden Problemlagen nach Viersen zu fahren.“
Seelische Not drückt sich oft in psychosomatischen Beschwerden aus. „Kopf-, Hals-, Bauch- und Lebensschmerz füllen die Praxen der Kinderärzte“, sagt Guido Engelmann. Um die wahren Ursachen hinter solchen Beschwerden zu entdecken, sind an seinem Haus einige Psychologen beschäftigt. Die aber sind überfordert, wenn Kinder und Jugendliche an einer Psychose oder Depression leiden — oder einen Selbstmordversuch hinter sich haben. Der Befund ist oft organisch — „zu viele Tabletten oder sonst etwas Verrücktes“, sagt Engelmann —, so dass zunächst der Arzt gefordert ist. „Erst mal muss der Patient überleben“, sagt Engelmann.
Oft sei es aber in solchen Situationen genauso dringend, dass ein Psychiater eingeschaltet wird. Die räumliche Trennung allerdings habe es bislang unmöglich gemacht, den jungen Menschen beides sofort zukommen zu lassen.
Hinzu kommt noch, ergänzt die Dezernentin Wenzel-Jankowski, dass bei einer Verlagerung der Versorgung näher zu den Patienten auch die Zusammenarbeit mit den Familien und dem erweiterten sozialen Umfeld erleichtert wird. Und die, sagt die Dezernentin, sei den LVR-Verantwortlichen sehr wichtig.