Neue Strategien für Einzelhändler

Immer mehr Bürger kaufen im Internet ein. Das wirkt sich auch auf den lokalen Einzelhandel aus. In Grevenbroich denkt man nun über eine gemeinsame Online-Plattform nach.

Grevenbroich. Fred Schlangen ist ein unermüdlicher Verfechter der Attraktivität der Grevenbroicher Innenstadt. Das muss er auch — als Chef des Grevenbroicher Werberings rührt der 65-Jährige schließlich die Werbetrommel für den lokalen Einzelhandel. Jüngst vom statistischen Landesamt veröffentlichte Zahlen müssen den Händlern jedoch zu denken geben. Die Zahlen belegen: In NRW kaufen immer mehr Bürger im Internet ein, vor allem im Bereich Kleidung und Bücher. Strategien, wie man damit umgeht, werden beim Werbering daher diskutiert. „Auf der Jahreshauptversammlung im Mai werden wir das Thema ansprechen“, sagt Fred Schlangen. Eine Idee: Die Händler könnten sich zusammentun und eine gemeinsame Online-Plattform zum Einkauf anbieten.

„Es gibt bereits einige Kommunen, die solche Angebote haben“, sagt Fred Schlangen. Zugrunde liegt die Überzeugung, dass der Internethandel keineswegs als reine Konkurrenz zum stationären Einzelhandel zu sehen ist, sondern eine gute Ergänzung sein kann. Beispiel Wetterau: Der im Taunus gelegene Kreis hat ein solches Online-Portal bereits im Dezember 2010 aus der Taufe gehoben — für die dortigen Händler durchaus eine zusätzliche Einnahmequelle. Und in Wuppertal haben sich 26 Einzelhändler zum Projekt „Online City“ zusammengeschlossen. Sie bieten ihre Waren gemeinsam im Internet an, bei Bestellungen vor 17 Uhr werden die Waren noch am selben Tag geliefert.

Ein ähnliches Konzept wird derzeit auch in Mönchengladbach erarbeitet. Stefan Wimmers, Chef des dortigen City-Managements, hat dies kürzlich in einem Gespräch mit unserer Zeitung betont. Auch in Mönchengladbach setzt man bei der Planung auf das Konzept, dass möglichst noch am Tag der Bestellung geliefert werde. „Das ist dann sogar noch mehr, als Amazon kann“, sagte Wimmers.

Fred Schlangen und seine Kollegen vom Grevenbroicher Werbering kennen diese Trends. „In der zweiten Jahreshälfte werden wir uns verstärkt damit beschäftigen“, sagt Schlangen. Zwar lobt er die Stärke der City gerne mit Blick auf die Zentralitätskennziffer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Die Kennziffer setzt den Umsatz in einer Region ins Verhältnis zur regionalen einkaufsrelevanten Kaufkraft und dient als Maßstab für die Attraktivität einer Stadt. Werte über 100 stehen für einen Zufluss an Kaufkraft — und Grevenbroich wies nach den Vorjahren auch 2014 mit 124,7 den besten Wert im Rhein-Kreis Neuss auf.

Aber die Händler wissen auch: Die Zuwachsraten des Internethandels waren prozentual zuletzt jährlich zweistellig. Zugleich ging der Umsatz je Quadratmeter im stationären Einzelhandel zurück. Beides miteinander zu kombinieren könnte ein zukunftweisender Weg sein.