Energie-Gewinne gleichen Bäder- und Bus-Defizite aus
Mit Energie erwirtschaftet das Unternehmen die Millionen, die in anderen Sparten fehlen.
Neuss. Die Stadtwerke Neuss sind ein Top-Lokalversorger für Strom und Gas. Als solchen hat das Energieverbraucherportal die SWN nun ausgezeichnet. Uwe Pöhls, Geschäftsführer des Portals, erklärte dazu: „An der Kennzeichnung erkennen Strom- und Gaskunden Energieunternehmen, bei denen das Paket aus Preis und Leistung stimmt.“ Mit Leistung ist nicht nur die Lieferung der Energie an den Kunden gemeint, sondern auch die Verbundenheit und Investitionen in die Region. Das geht aus einer Pressemitteilung der Stadtwerke hervor.
Jüngst hatte Verbraucherzentrale NRW die Stadtwerke dafür kritisiert, dass der Gaspreis in Neuss seit 2012 konstant geblieben ist, obwohl die Beschaffungspreise in diesem Zeitraum um mehr als zehn Prozent gefallen sind. SPD-Aufsichtsrat Michael Hohlmann forderte eine entsprechende Senkung für die nächste Sitzung des Gremiums im März. Die Stadtwerke halten dem entgegen, sie kauften im Sinne einer sicheren Versorgung und unter Risikogesichtspunkten durchmischt zu verschiedenen Zeitpunkten ein.
Fest steht: Das Geschäft als Versorger mit Strom und Gas beschert dem Konzern gute Gewinne. Die werden aber auch gebraucht, um das Defizit des öffentlichen Nahverkehrs und der Bäder auszugleichen. Busse schlagen mit einem Minus von 3,8 Millionen Euro zu Buche, Bäder sogar mit 5,7 Millionen Euro.
Der Ausgleich in Höhe von 9,5 Millionen Euro kommt im Plan für 2015 aus der Energiesparte. Das erfuhr unsere Zeitung aus Unternehmenskreisen, die Stadtwerke veröffentlichen die Zahlen nicht. Im Jahr 2013 waren es laut Gewinn- und Verlustrechnung der Energiesparte sogar 11,6 Millionen Euro an abgeführten Erträgen an andere Stadtwerke-Sparten. Zusätzlich müssen auch noch Gewinne an die Gesellschafter RWE und Thüga und an die Stadt abgeführt werden. Mit anderen Worten: Über die Strom- und Gaspreise subventionieren die Energie-Kunden mit ihren Zahlungen eben auch Bus und Bäder in der Stadt.
Die Stadtwerke selbst stellten bei ihrer letzten Bilanzvorstellung im Juni 2014 die Rechnung auf, dass sie im gesamten Jahr 2013 einen volkswirtschaftlichen Mehrwert von 24,8 Millionen Euro für die Stadt erwirtschaftet hätten. Darin eingerechnet sind der Konzerngewinn, der an die Stadtkasse überwiesen wird, außerdem Konzessionsabgaben für den Betrieb von Strom- und Gasnetzen, Gewerbeertragssteuer (beides steht ebenfalls der Stadt zu) — und die Übernahme von Verlusten aus den Bereichen Bädern, Verkehr und Restrukturierung. „Die kommunalen Stadtwerke tragen erheblich zum Erhalt der städtischen Infrastruktur bei, wenn sie gut wirtschaften“, sagt Roland Kehl, der für die Grünen im Aufsichtsrat der SWN Energie und Wasser sitzt.