Neuss: 3. Gesamtschule geplant, sechs Schulen schließen

Vorschläge für die Politik liegen vor. Entscheidung noch im September?

Neuss. Das ist ein wirklicher Kraftakt: Wie erwartet, schlägt die Verwaltung unmittelbar nach den Sommerferien die Errichtung einer dritten Gesamtschule vor. Damit verbunden ist ein umfangreicher Eingriff in die bestehende Schullandschaft. Am Donnerstag stellten Bürgermeister Herbert Napp und Schuldezernentin Christiane Zangs die Pläne vor. Der Bürgermeister zeigte sich sicher: "Das sind harte Einschnitte. Aber wir werden eine Mehrheit im Rat bekommen."

Napp listete die "Zwang-Ausgangspunkte" auf: Sinkende Schülerzahlen, signifikant vor allem bei den Hauptschulen, seit Jahren hohe Abweisungszahlen bei den beiden Neusser Gesamtschulen, dazu die angespannte Finanzlage im städtischen Haushalt. "Überkapazitäten können wir uns nicht mehr leisten. Wir mussten nach einer kostengünstigen Lösung suchen und dabei die Qualität wahren", betonte der Verwaltungschef.

Herausgekommen ist ein Konstrukt von Einzelmaßnahmen. Die 3.Gesamtschule wird in der Nordstadt am Standort Leostraße/Frankenstraße als neue Schule zum nächsten Schuljahr errichtet. Der Bedarf, das hat die Bezirksregierung bereits bestätigt, ist da und muss nicht mehr ermittelt werden. Das bedeutet, dass in der Nordstadt die Hauptschule Weißenberg sowie die Realschulen Mildred-Scheel und Christian Wierstraet auslaufen: ab Schuljahr 2011/12 werden keine Eingangsklassen mehr gebildet. "Dass eine neue Gesamtschule eingerichtet wird und alle anderen Schulen bestehen bleiben, ist nicht möglich", so Napp.

Einschnitte gibt es nach diesen Plänen auch an anderer Stelle. So wird die seit Jahren nur einzügig betriebene Hauptschule an der Gnadentaler Allee ebenso sukzessive auslaufen wie die St.Hubertus-Grundschule in Reuschenberg, die ebenfalls seit Jahren nur jeweils eine Eingangsklasse bilden konnte.

Im zweiten Anlauf will die Verwaltung nun doch die einzügige Barbara(grund)schule schließen - und zwar nicht sukzessive auslaufend, sondern komplett zum nächsten Schuljahr. Anders als vor vier Jahren legen Napp und Zangs nun Pläne für eine weitere öffentliche Nutzung des Gebäudes vor: Eine bereits beschlossene fünfgruppige Kita soll in den umzubauenden Komplex einziehen, außerdem eine "respektable Jugendeinrichtung" für Kinder und Jugendliche von sechs bis 18Jahren. Die Kinder der Barbaraschule würden, sofern die Eltern einverstanden sind, an der Grundschule Die Brücke in Pavillons weiter zur Schule gehen. "Letztlich", so Napp, "ist das ein Gewinn für den Stadtteil."

Stimmt der Rat dem Paket zu, blieben in Neuss drei Realschulen und zwei Hauptschulen bestehen; "und zwar gestärkt", wie Christiane Zangs betonte. Die von der Landesregierung progagierte Gemeinschaftsschule dagegen werde "in Neuss in absehbarer Zukunft kein Thema", erklärte der Bürgermeister.