Neuss etabliert 2020 einen Integrationsausschuss Das Modell Integrationsrat weist in Neuss Mängel auf

Neuss. · Zuletzt wurde eine Sitzung wegen mangelnder Beteiligung eröffnet und sofort wieder geschlossen.

Integrationsrat: Dieses Wort hat in den Ohren gerade vieler Migranten einen guten Klang, und in der Tat verfügt dieses Gremium über mehr Kompetenzen als ein Ausländerbeirat alter Prägung. Die SPD würde gerne an diesem Modell festhalten, doch am Donnerstag entschied eine deutliche Mehrheit von sieben zu drei Stimmen, mit der Einrichtung eines Integrationsausschusses ab der kommenden Wahlperiode neue Wege zu gehen.

Ob der Wandel das Kernproblem mangelhafter Beteiligung löst? Bislang war die Beteiligung der Menschen mit Einwanderungsgeschichte an den Wahlen zum Integrationsrat eher schwach. 10,9 Prozent der Stimmberechtigten erschienen im Wahllokal. Yasar Kaya, zweiter Vorsitzender des Integrationsrates, hofft, dass das am 13. September 2020 anders wird, wenn mit der Kommunalwahl auch die Abstimmung über die Migrantenvertreter im Integrationsausschuss verbunden wird. Aber: Auch 2014 waren beide Abstimmungen – erstmals – an ein- und demselben Tag.

Sitzungen finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt

Zum geringen Interesse der Wähler an der Sache passt auch ein geringes Interesse der Gewählten an der Gremienarbeit. Das veranlasste den Sozialdezernenten Ralf Hörsken zu einer Standpauke. Wer sich zur Mitarbeit bereit erkläre, sagte er, „hat auch zu kommen“. Das passiert aber nicht. So wurde Anfang Oktober eine Sitzung des „Runden Tisch Integrationsförderung“ eröffnet und von dem Beigeordneten gleich wieder geschlossen, weil von zwölf stimmberechtigten Ausländervertretern nur zwei erschienen waren. Auch die meisten Ratsfraktionen glänzten mehrheitlich durch Abwesenheit. Die Vertreter von Behörden und Wohlfahrtsverbänden, allesamt nur beratende Mitglieder, blieben fast unter sich. Das Gremium war nicht beschlussfähig.

Dabei geht es am „Runden Tisch“ um handfeste Themen – und um Geld. Wer ein Projekt in der Integrationsarbeit plant und finanzielle Unterstützung wünscht, kann sein Vorhaben vortragen, muss sich aber auch kritische Fragen gefallen lassen. Deshalb bleiben die Türen für die Öffentlichkeit geschlossen. Weil es Anfang Oktober um die Fördergelder für 2020 gehen sollte, wurde der „Runde Tisch“ am Donnerstag vor der Integrationsrats-Sitzung zusammengetrommelt. Die gute Nachricht: Alle Förderanträge können positiv beschieden werden. Dafür kehrt der Kämmerer über 140 000 Euro an Träger und Verbände aus. „Macht es Sinn, den Runden Tisch überhaupt fortzuführen?“ Diese von Yasar Kaya gestellte Frage blieb unbeantwortet. Über sie entscheiden muss der Integrationsausschuss, für den auch Kaya votiert hatte. Der Integrationsrat sei zwar in NRW der Regelfall, und in einer Sitzung im September hatte Engin Sakal, Geschäftsführer des Landesintegrationsrates, mächtig für ihn geworben.  Doch die  Mehrheit im Integrationsrat will eine Veränderung. Sie überzeugte der von Thomas Kaumanns (CDU) und Hermann-Josef Verfürth (FDP) dick unterstrichene Vorteil, dass ein Ausschuss in die Beratungszyklen des Rates  integriert ist. Und das Integrationsamt bekommt einen eigenen Ausschuss.