Humboldt-Gymnasium Neuss Was ist echt, was sind Fake News? – hier erfahren Sie die Wahrheit

Neuss · Andre Wolf ist Experte für Social Media und Falschmeldungen im Internet. Am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Neuss zeigte er jetzt, wie man sich vor Fallen und Fake News schützt.

Fake-News-Jäger Andre Wolf und Gastgeberin Martina Rienhardt vom Alexander-von-Humboldt-Gymnasium.

Fake-News-Jäger Andre Wolf und Gastgeberin Martina Rienhardt vom Alexander-von-Humboldt-Gymnasium.

Foto: Andreas Woitschützke

Worauf kann man sich heutzutage noch verlassen? Auf nicht sehr viel – könnte man zumindest meinen, wenn man sich im Internet und auf Social Media bewegt. Andre Wolf hält dagegen: „Wir stehen heute in einem ständigen, chaotischen Austausch miteinander.“ Trotzdem gebe es sehr gute Mittel und Wege, um die Wahrheit von Fake News zu unterscheiden. Man müsse bloß wissen, wie. Genau dafür hatte das Neusser Alexander-von-Humboldt-Gymnasium den Experten Wolf eingeladen. Er arbeitet für den Wiener Verein Mimikama (Motto: „Zuerst denken – dann klicken!“)

Der Verein macht es sich seit 2011 zur Aufgabe, über Internetmissbrauch und Fake News aufzuklären. Das ist heutzutage, nicht zuletzt mit den Kriegen in der Ukraine und in Israel, wichtiger denn je. 120 Schüler der 9. Klasse lauschten am Mittwoch den Ausführungen von Wolf, die er sonst auch an Hochschulen und Universitäten vorträgt. Er hielt dabei kein trockenes Referat, sondern involvierte die Schüler mit vielen Übungen und spannenden Fragestellungen ins Geschehen.

Es gehe keineswegs darum, Social Media zu verteufeln. „Ich habe noch einmal nachgezählt, ich bin selbst auf 28 verschiedenen Plattformen unterwegs“, sagte Wolf. Wichtig sei, dass man mit den Medien richtig umgehe und sie laufend hinterfrage. Durch das Smartphone sind Internet und Social Media heute rund um die Uhr und überall erreichbar. Vom Begriff „Soziale Netzwerke“ hält Wolf übrigens nichts. „Das ist eine falsche Übersetzung aus dem Englischen“, sagt er. Wenn, dann müsste man auf Deutsch von „Gesellschaftlichen Netzwerken“ sprechen – oder einfach beim Anglizismus bleiben. Das Wort „sozial“ meine im Deutschen etwas Wohltätiges. „Den Anbietern von Social Media geht es nicht um etwas Karitatives. Es geht darum, Geld zu verdienen.“

Während traditionelle Medien wie Zeitungen oder Fernsehen nach wie vor eine sogenannte „Gatekeeper-Funktion“ hätten – also eine Vorauswahl treffen, was sie den Menschen mitteilen oder nicht – könne heutzutage jede und jeder über das Internet Nachrichten verbreiten. Und zwar egal, ob sie wahr sind oder nicht. „Wir sind alle ständig Sender und Empfänger“, sagt Wolf. „Es gibt so viele Informationen wie noch nie, und sie sind so schnell verfügbar wie noch nie.“

Es müssen nicht immer bewusst in die Welt gesetzte Falschnachrichten sein: Oft reichen auch reißerische Überschriften, die zu viel versprechen und und zum Klicken ködern, um die Grenzen des seriösen Journalismus zu verwässern. Seit einem knappen Jahr gibt es zudem die massentaugliche Künstliche Intelligenz (KI). Massentauglich deshalb, weil es KI schon seit Jahren gibt, aber nun jeder Laie etwa mit Chat-GPT Texte schreiben kann.

Angst vor der KI müsse man aber keine haben – zumindest nicht, was falsche Bilder angeht, sagt Wolf. Mit verschiedenen Bildersuchmaschinen wie TinEye oder Google Lens könne man mit etwas Übung jedes echte Bild von einem falschen unterscheiden. Kleine Tricks: „KI ist zum Beispiel noch nicht in der Lage, Hände und Finger richtig darzustellen“, erklärt der Experte. Auch sei der Hintergrund oft völlig verschwommen, oder die Bilder seien voll mit falschen Klischees.