Neuss baut für neue Flüchtlinge
Das alte „Alex“ soll noch zwei Jahre genutzt werden.
Neuss. Die Stadt bereitet darauf vor, dass die vom Land betriebene Erstaufnahmeinrichtung für Flüchtlinge im alten Alexius-Krankenhaus schließt. Dann, so stellte Sozialdezernent Stefan Hahn im Sozialausschuss klar, muss mit Aufnahme einer erheblichen Zahl neuer Asylbewerber gerechnet werden. Allerdings hofft die Verwaltung, dass das noch dauert, denn die Einrichtung ist bares Geld wert. Rund zwei Millionen Euro jährlich spart die Stadt, weil die 500 Flüchtlinge im „Alex“ Ländersache sind, andererseits diese Zahl voll auf die Zuweisungen für Neuss angerechnet wird.
Das Wissen darum setzt Kreativität frei. So regt die SPD an, der Bezirksregierung Arnsberg, der in Flüchtlingsfragen federführenden Behörde in NRW, leerstehende Gebäude als Alternative für das „Alex“ anzubieten. Dazu könnten leere Bürogebäude angemietet werden.
Die Stadt fahre zweigleisig, berichtete Hahn. Neben der Suche nach einer solchen Alternative ist sie dabei, Unterkünfte zu schaffen. Mitte Dezember wird die Unterkunft am Berghäuschensweg 92 mit insgesamt 100 Plätzen fertig, die ab Anfang Januar belegt werden soll, wie Sozialamtsleiter Hans-Peter Oebel erklärt. Für den Tag X allerdings müssten weitere Unterkünfte hergerichtet werden. Von fünf bis zehn spricht Hahn, die er dezentral im Stadtgebiet verteilen will. Das Problem: Dazu braucht er Flächen mit Baurecht. Auch deshalb bekennt Hahn ganz offen: „Wir hoffen, dass sich die städtebauliche Entwicklung auf dem Alexianerareal verzögert“ — und das „Alex“ noch ein bis zwei Jahre für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden kann. Aktuell gilt: Im Sommer ist Schluss.
Dank der Landeseinrichtung hat Neuss auf dem Papier mit Stand Ende Oktober 153 Flüchtlinge mehr aufgenommen, als es müsste. Faktisch aber leben in den drei bestehenden Einrichtungen der Stadt nur 182 Flüchtlinge und 20 weitere in anderen Unterkünften. Weil der Flüchtlingsstrom nach Deutschland aber weiter anschwillt, rechnet die Stadt damit, dass ihr ab April trotz der Landeseinrichtung wieder mindestens 30 Asylbewerber monatlich zugewiesen werden.
Die Notunterkunft in einem Hochhaus in Weckhoven ist wieder aufgelöst, die dort einquartierten Familien wurden in private Mietwohnungen vermittelt. Auf diese Karte wird nun verstärkt gesetzt. Aktuell wird geprüft, ob acht Familien mit 31 Personen ein vorzeitiger Auszug aus dem Übergangsheim erlaubt werden kann. Mit Blick auf das neue Asylbewerberleistungsgesetz plant die Stadt ohnedies, solche Entscheidungen spätestens nach 15 Monaten zu fällen. Noch warten Flüchtlinge darauf bis zu vier Jahre.