Neuss bekommt vorerst keine Fernbus-Haltestelle

Beim Thema Neue Mobilität tut sich die Stadt schwer. Das Carsharing wird wieder gestrichen.

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Neuss. Noch vor einem Jahr hatte das Fernbus-Unternehmen Flixbus, das mittlerweile mit „Mein Fernbus“ zusammengegangen ist, überlegt, in Neuss eine Haltestelle einzurichten. Daraus wird vorerst nichts. „Wir stecken unsere Energien im Moment in den Ausbau unseres Netzes außerhalb von Deutschland“, erklärt Flixbus/Mein-Fernbus-Sprecherin Marika Vetter. Ein Halt in Neuss sei daher in nächster Zeit nicht vorgesehen. „Wir haben in Düsseldorf eine starke Anbindung“, sagt Vetter. „Die steht natürlich auch den Neussern offen.“

Erst vor kurzem hatte die Daimler-Tochter „Car2go“ angekündigt, sich mit ihrem Carsharing-Modell, bei dem sich mehrere Benutzer ein Auto teilen, aus Neuss zurückziehen zu wollen. Das Angebot rechne sich in der Quirinusstadt nicht. Ziehen die mobilen Trends an Neuss vorbei?

Das glaubt Professor Dirk Vallée vom Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen nicht. „Es kommt auf das Konzept an“, sagt er. Eine Fernbushaltestelle werde es wegen der Nähe zu Düsseldorf wohl nicht so schnell in Neuss geben. Aber für Carsharing sieht er gute Chancen, wenn man das richtige Konzept wähle.

„,Car2go’ ist ein flexibles Carsharing-Modell, bei dem man die Autos in einem Gebiet irgendwo abholen und woanders wieder abstellen kann“, erklärt er. Bis dieses System bei der Kundschaft verankert sei, dauere es eine Weile. Außerdem passiere es hierbei oft, dass die Autos in der Innenstadt geholt und am Stadtrand abgestellt würden, es aber keine Kunden für die Rückrichtung gebe. Der Anbieter müsse dann dafür sorgen, dass die Wagen wieder in die Innenstadt kommen.

Nach dem Start mit stationären Gemeinschaftsautos organisieren die dortigen Stadtwerke mit einem Verein seit September 2014 auch flexibles Carsharing. „Das Schöne: Die beiden Produkte kannibalisieren sich nicht, sondern wachsen kontinuierlich“, berichtet Katja Diehl, Sprecherin der Stadtwerke Osnabrück. Über 500 Kunden habe man bereits bei der flexiblen Variante, 1200 bei der stationären. Das Schwierigste sei es gewesen, beide Modelle bekannt zu machen.

Grundsätzlich können sich die Stadtwerke Neuss (SWN) die Beteiligung an Gemeinschaftsautos oder -fahrrädern wie in Düsseldorf vorstellen. SWN-Sprecher Jürgen Scheer: „Damit es ein tragfähiges Geschäftsmodell wird, brauchen wir aber einen Partner, der uns die Fahrzeuge zur Verfügung stellt.“ Den habe man bislang nicht gefunden. „Es gab aber schon Gespräche.“