Bekannte Location in Neuss Aus für das Börsencafé

Neuss · Die vor allem für Live-Musik bekannte Location steht seit zwei Jahren still und wird nicht wiedereröffnet. Künftig ist dort ein „Cybercamp“ zu finden. Was steckt dahinter?

Ein Foto von den „Neusser Jazztagen“ 2009.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Die „Friday Night Sessions“ hatten längst Legendenstatus und lockten Bands aus ganz Deutschland nach Neuss. Egal, ob aus den Bereichen Pop, Jazz, Musical oder Schlager. In den ersten Jahren fanden in jenen Räumlichkeiten an der Krefelder Straße sogar jährlich Neusser Jazztage anlässlich des Hansefestes statt – und auch für viele weitere Kultur-Veranstaltungen wie Mundartgeschichten und Künstlerausstellungen war das Börsencafé über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Seit rund zwei Jahren ist es hinter den Fenstern dunkel. Und mittlerweile steht fest: Das Börsencafé wird es künftig nicht mehr geben. Allerdings gibt es ein neues Konzept für die Räumlichkeiten, doch dazu später mehr. Die Idee zum Börsencafé als Kultur-Veranstaltungsort stammt von den befreundeten Ehepaaren Jörg und Marlies Wisbert sowie Brigitte und Peter Porten.

2001 kaufte Wisbert das Haus, in dem sich früher die Deutsche Bank befand. 2003 wurden die Kassenräume umgebaut – im vorderen Bereich war dann das Veranstaltungscafé und hinten eine Tanzschule. In den vergangenen Jahren wurde das Börsencafé von der Tanzschule Görke geführt. Und der Grund, dass die beliebten Events seit rund zwei Jahren ruhen mussten, ist nicht sonderlich überraschend: Corona. „Wehmut“ verspürt Simone Görke, wie sie sagt und erinnert an Hochkaräter wie Jörg Hegemann oder Christian Christl (beides Pianisten), die sonst ganze Konzerthallen füllen würden, aber auch die familiäre „Wohnzimmer-Atmosphäre“ im Börsencafé schätzten.

Unter Leitung der Tanzschule Görke wurde das Konzept angepasst, unter anderem stellten die Verantwortlichen den täglichen Café-Betrieb ein und konzentrierten sich auf die Event- und Tanzkurslocation inklusive den fixen „Friday Night Sessions“. Für Jörg Wisbert ist die Schließung „ein großer Verlust für die Musiker in der Umgebung, die Live-Musik bieten und einen regelmäßigen Termin hatten.“ Da kein Nachfolger gefunden wurde, der das Café weiterbetreibt, wurden die Räume nun an ein Start-Up verpachtet.

Der neue Inhaber, Maxim Morshchagin, wird dort das erste E-Sports-Café in der weiteren Umgebung mit 15 PC-Spielplätzen unter dem Namen „Cybercamp“ eröffnen. Beim E-Sport handelt es sich um den sportlichen Wettkampf mit Computerspielen. Das neue Konzept soll sich von gewöhnlichen Internet-Cafés unterscheiden, da der Club nach seinen Angaben speziell an den Bedürfnissen der E-Sport-Enthusiasten orientiert sei. Er wollte dort die „perfekte Trainingsumgebung für E-Sport-Athleten verschiedener Niveaus“ schaffen. Heißt: Die Zielgruppe besteht sowohl aus jungen Menschen, die E-Sport als Hobby betreiben, als auch aus Personen, die Profis werden wollen. Der neue Pächter sieht in Deutschland nur drei Clubs, die seinem geplanten Cybercamp ähneln, in NRW seit sei er sogar ohne Konkurrenz. Er habe somit eine attraktive Marktlücke ausgemacht.