Neuss braucht Pflegeheime
Gutachten: In Meerbusch gibt es Leerstände wegen eines Pflege- Überangebots.
Rhein-Kreis Neuss. Neuss hat als größte Stadt im Rhein-Kreis die meisten stationären Pflegeplätze. Zwölf Heime bieten 1.085 Betten, wobei das Haus St. Georg des Trägers St. Augustinus Seniorenhilfe sein Angebot um 40 Plätze erweitern will. Aber auch das wird wahrscheinlich nicht reichen. Laut eines Gutachtens werden 2015 in Neuss zusätzlich 175 Pflegeplätze benötigt.
„Die demographische Entwicklung bringt auch im Kreis einen kontinuierlichen Anstieg der Bevölkerung über 65 Jahre mit sich“, erklärt der Allgemeine Vertreter des Landrats, Jürgen Steinmetz.
2008 hatte der Kreis bei der Forschungsgesellschaft für Gerontologie ein Gutachten in Auftrag gegeben, das prognostiziert, wieviele Menschen über 65 Jahren in den nächsten Jahren in den Kreisstädten und Gemeinden leben werden.
Während Neuss sich anhand dieser Zahlen Gedanken über neue Einrichtungen machen muss, haben andere Städte das gegenteilige Problem. In Meerbusch herrscht schon länger eine Überangebot an Pflegeplätzen, sodass die Einrichtungen 25 bis 30 Prozent Leerstand beklagen.
Mit dem gleichen Problem muss Grevenbroich rechnen. Momentan hat die Stadt vier Pflegeeinrichtungen mit 417 Plätzen. Drei neue Projekte, die insgesamt 180 Plätze bieten, sind aber in Planung. Nach den Zahlen des Gutachtens gäbe es nach der Fertigstellung ein Überangebot von 54 Plätzen.
„Das ist zu viel. Damit ein Pflegeheim wirtschaftlich ist, muss es zu 98 Prozent ausgelastet sein“, erklärt Steinmetz. Wenn die Träger sich allerdings entgegen der Beratung für mehr Plätze entschieden, könne die Kreisverwaltung dagegen nichts machen. Nur die Städte könnten bei der Vergabe des Baurechts auf die Entwicklung einwirken.
Heimaufsicht Marcus Mertens sieht noch ein weiteres Problem. „Wenn die Träger sparen müssen, haben sie kaum Spielraum. Sie müssen Personal kürzen, und das geht meist zu Lasten der Pflegequalität“, erklärt er.
Zum Teil tragen auch die Steuerzahler die fehlenden Belegungen mit, weil zwei Drittel der Gepflegten sich die Heimunterbringung nur mit Sozialleistungen finanzieren können. „Die Pflege eines Menschen der Pflegestufe Drei kostet monatlich etwa 3.200 Euro, die Pflegeversicherung zahlt etwa 1.200 Euro, der Rest müsste aus der Rente gezahlt werden. Die ist aber oft nicht so hoch“, erklärt Kreis-Sozialamtsleiter Siegfried Henkel.
Insgesamt sei der Kreis mit dem Gutachten sehr zufrieden. Für 2010 hätte es richtig gelegen. Weil sich der Kreis danach richte, gebe es keine Wartelisten mehr. Für 2013 ist ein weiteres Gutachten geplant, um die Zahlen zu überprüfen.